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Kubo – Der tapfere Samurai

10
Abenteuer

Für seinen mittlerweile fünften Streich hat das Animationsstudio Laika ein besonders ambitioniertes Projekt auserkoren, welches einem lebendig gewordenen Gemälde gleicht und im Original den weitaus stimmigeren Titel Kubo and the Two Strings trägt.

Der Junge Kubo (Art Parkinson) lebt zur Zeit des frühen Japan mit seiner dement werdenden Mutter in einer Höhle nahe einer kleinen Stadt und kümmert sich liebevoll um sie. Mit der Zeit ist aus dem Sprössling ein talentierter Geschichtenerzähler geworden, der mit Hilfe einer sogenannten Shamizen, einer dreiseitigen Laute, Origami-Figuren zum Leben erwecken kann. So zieht er tagsüber aus, um die Stadtbewohner mit seinen fantasievollen Erzählungen zu unterhalten. Des Nachts ist es Kubo jedoch nicht gestattet, sich außerhalb der Höhle aufzuhalten, da ein uralter Geist aus seiner Vergangenheit Blutrache schwört und es auf dessen Augenlicht abgesehen hat. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall und der Junge muss mit zwei treuen Weggefährten in Form eines Affen (Charlize Theron) und eines Käfers (Matthew McConaughey) das Geheimnis seiner Familie ergründen.

Kubo steht, nach der Heldenreise von Joseph Campbell, im Zentrum der Geschichte und versucht seinen Platz in der Welt zu finden. Soweit so klassisch. Dabei sticht als Erstes ganz klar die Optik ins Auge, welche mit aufwendiger Stop-Motion-Technik verwirklicht worden ist. Regiedebütant Travis Knight werkelte mit seinem Team über fünf Jahre an diesem Film, was man bei der gebotenen Detailverliebtheit absolut nachvollziehen kann. Obwohl alle Figuren am Ende nur aus Pappe bestehen, wirken sie dennoch realitätsnah und die jeweilige Mimik erweist sich als sehr individuell und vielfältig. Mit dem vorherrschenden Look, der sich an fernöstlicher Kunst orientiert, haben die Macher ihre eigene Interpretation der japanischen Kultur erschaffen, die jederzeit respektvoll bleibt und gekonnt mit Elementen aus der dortigen Mythologie angereichert wurde. Als passiver Beobachter stellt man sich somit ständig die Frage, wie all diese wunderschönen Bilder entstanden sind und wie viel Zeit wohl für deren Realisierung aufgewendet werden musste.

Durch seine ausgewogene Balance zwischen kurzweiligen Actionsequenzen und ruhigeren Passagen gelingt dem Werk außerdem eine punktuell getroffene Inszenierung, in der kein Moment fehl am Platz wirkt. Während die tempogetriebene Action mit Kreativität und Übersicht überzeugen kann, sorgen gefühlvolle Dialoge, die auf behutsame Weise Themen wie Trauer oder Verlust behandeln, für eine ungeahnte emotionale Tiefe. Der erkennbare wahre Kern hinter diesen Dialogen lässt sich passenderweise auf die persönliche Beziehung von Travis Knight zu seiner Mutter zurückführen und verleiht dem Film eine wahrlich menschliche Note.

Eine weitere Stärke ist in der Tatsache begründet, dass die auftretenden Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle mit passenden Stimmen besetzt wurden. Neben Hollywoodgrößen wie Charlize Theron, Ralph Fiennes oder Matthew McConaughey sind auch Mimen wie Rooney Mara oder Art Parkinson, der mit der Rolle des Rickon Stark in Game of Thrones auf sich aufmerksam machte, in prominenter Form zu hören.

Kubo – Der tapfere Samurai ist kein gewöhnlicher Abenteuerfilm für die ganze Familie, sondern entfaltet sich bei genauerem Hinsehen als vielschichtiges Meisterwerk, das mit seiner visuellen Wucht, dem berührenden Soundtrack, detailliert umgesetzten Figuren und zeitlosen Themen wie Liebe oder Familie selbst einem Großmeister wie Hayao Miyazaki und seinen Werken alle Ehre macht.

Regie: Travis Knight, Drehbuch: Marc Haimes, Chris Butler, Synchronsprecher (Original): Art Parkinson, Charlize Theron, Ralph Fiennes, Rooney Mara, Matthew McConaughey, Filmlänge: 101 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 02.03.2017