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Spider-Man: Homecoming

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Comic-Verfilmung

Spannend, witzig, kreativ und überraschend: Nichts davon konnte man in den letzten Jahren mit den Spider-ManFilmen in Verbindung bringen. Spider-Man: Homecoming soll dies nun dank einer Frischzellenkur ändern, die Erwartungen sind seit Captain America: Civil War entsprechend hoch.

Wenig verwunderlich: Der Superheld selbst ist sicherlich einer der bekanntesten und beliebtesten überhaupt. Dies spiegelt sich natürlich in den filmischen Ablegern wider, konnten doch bereits fünf Werke rund um den Webslinger in den letzten 15 Jahren das Licht der Kinoprojektion erblicken. Dank der anhaltenden Begeisterung für (Marvel-)Comicverfilmungen lässt sich auch Rechteinhaber Sony nicht lumpen und startet knapp drei Jahren nach dem weniger amazing, als vielmehr ordinary anmutenden The Amazing Spider-Man: Rise of Electro einen Reboot mit einem unverbrauchten Newcomer in der Hauptrolle, einem ebenfalls talentierten wie auch unerfahrenen Regisseur – und gezählten sechs Drehbuchautoren.

 

Das solche Konstellationen vor allem im Comicfilmbereich nicht zwingend zu Erfolg führen, hat unlängst und mit großem medialen Getöse Jungregisseur Josh Trank gezeigt, dessen eigentlich düster konzipierter Reboot der Fantastic Four durch „künstlerische Differenzen“ zu einem Frankenstein-Film sondergleichen mutierte. An das zumindest von Filmkritikern herbei geschriebene inhaltliche Suicide Squad-Debakel (Boxoffice-Zahlen: 745.000 US-Dollar weltweit) will man sich darüber hinaus ebenfalls kaum erinnern müssen. Wie soll sich nun also Filmemacher Jon Watts, der zuvor mit seinem großartigen Indie-Thriller Cop Car für Aufmerksamkeit sorgte, dem Druck von Produzenten und Publikum beugen?

Man kann klarerweise nur Vermutungen anstellen, aber scheinbar dürfte sich hier die Vision des Regisseur nicht sonderlich von jener der Entscheidungsträger unterschieden haben. Spider-Man Homecoming präsentiert sich nämlich als überaus unterhaltsame Actionkomödie mit starkem Coming-of-Age-Bezug, die dabei jedoch kaum sentimental oder gekünstelt wirkt: Dank des jugendlichen Auftretens von Tom Holland (der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 20 Jahre war) und der Einbettung der Rahmenhandlung im High School-Milieu wirkt der Reboot erfrischend und der Comicbuchvorlage treu. Dieser Peter Parker ist leicht zu begeistern und das Publikum

Hinzu kommt zudem ein vergleichsweise intimes Setting: Während sich Superhelden der Marke Thor oder Doctor Strange durch Zeit und Raum bzw. von einem Planeten zum anderen bewegen, ist dieser Peter Parker gerade einmal auf einer schulischen Aktivität Richtung Washington DC unterwegs. Mentor und Vaterfigur Tony Stark aka Iron Man (Robert Downey Jr.) lässt die Avengers-Mitgliedschafts-Träumerei des jungen Superhelden recht schnell platzen und verweist auf seinen Wunsch, lieber einen friendly neighborhood Spider-Man, der sich um Hot-Dog-Diebe in Queens kümmert, ab und an zu betreuen.

Die gekonnte Einbettung des Marvel Universums zeigt sich übrigens gerade über Stark selbst, denn eine von ihm initiierte Aufräumaktion nach den Vorgängen in New York lässt Spider-Mans zukünftigen Antagonisten erst entstehen. Gerade mit der lukrativen Räumung eines Katastrophengebiet-ähnlichen Umfelds beschäftigt, wird Adrian Toomes (zuerst Batman, dann Birdman, nun Vulture – immer fantastisch: Michael Keaton) aus dem Geschäft und in den vermeintlichen Ruin gedrängt. Mittels illegal geborgener Alientechnologie wird Toomes einerseits zum erfolgreichen Waffenschieber, andererseits – dank Interferenz von Spider-Man – zum Vulture. Ein Gegenspieler mit nachvollziehbarer Motivation, der zudem – Spoiler – keinen einzigen Mord mit Absicht begeht: Nur eine von mehreren Überraschungen von Spider-Man: Homecoming.

 

Ein spannender Mix aus ausgewogenen sowie in jeder Hinsicht motivierten Charakteren, effektiven Actionsequenzen, viel Humor und Situationskomik wie auch der eine oder andere überraschend zurückhaltende Auftritt von Marvel-Schwergewichten (inklusive einer Post-Post-Credit-Szene, die jene von Deadpool in den Schatten stellt) lässt Spider-Man: Homecoming zu einem leicht empfehlbaren Film werden, der auch für mittlerweile übersättigte Fans von Comicverfilmungen sehenswert ist. Schade nur, dass sowohl Marisa Tomei wie auch Tom Hollands love interest Laura Harrier kaum Spielraum zur Entfaltung eingeräumt wird.

Regie: Jon Watts, Drehbuch: Jon Watts, Jonathan M. Goldstein, John Francis Daley, Christopher D. Ford, Chris McKenna, Erik Sommers, Darsteller Tom Holland, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Michael Keaton, Jon Favreau, Zendaya, Donald Glover, Laura Harrier, Logan Marshall-Green: Filmlänge: 133 Minuten, Kinostart: 14.07.2017




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