Kong: Skull Island
„Es ist ein Ort, an dem Mythos und Wissenschaft aufeinandertreffen“, sagt John Goodman in Jordan Vogt-Roberts unterhaltsamer Revision einer Geschichte, die schon immer eine von zivilisatorischer Überlegenheit war.
Der entscheidende Unterschied liegt im Konzept von Zivilisiertheit, die der Regisseur und sein Drehbuchautoren-Team Dan Gilroy, Max Borenstein und Derek Connolly gänzlich anders auslegt als Merian C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks Klassiker, John Guillermins Sex-Trash und zuletzt Peter Jacksons Kleinkinderabenteuer. Der Auftakt zu einem actiongeladenen Franchise zitiert den martialisch-männlichen Imperialismus, der Fortschritt mit Kriegstechnologie betrachtet, Frauen als Trophäen und Naturverbundenheit als animalische Gewalt, und unterwandert sich zugleich.
Wenn Goodman als fanatischer Konzernboss Bill Randa vom Titelschauplatz spricht, bezieht er sich indirekt auf den Film selbst. Kong: Skull Island lässt den popkulturellen Mythos des Riesenaffen mit gesellschaftskritischen Ansätzen aufeinanderprallen. Bereits der Prolog während des Zweiten Weltkriegs führt die moderne Menschheit als von Ideologie und Aggressionen verblendet ein. Selbst ein verdammt großer Primat ist friedfertig gegenüber blindem Hass. Doch Kong ist natürlich viel mehr, nämlich eine wandelnde Allegorie. Genauso agieren der unerbittliche Colonel Packard (Samuel L. Jackson), Randa, Söldner James Conrad (Tom Hiddleston), Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) und Robinson-Crusoe-Veteran Hank Marlow (John C. Reilly) weniger wie realistische Persönlichkeiten als ideelle Stereotypen.
Wie Packards stumpfsinniger Gefolgsmann Nieves (John Ortiz) und Jungsoldat Slivko (Thomas Mann) sind sie hart an der Grenze zum Klischee angelegte Positionsmarker in dem verlorenen Krieg, aus dem sie die Haupthandlung im Jahr 1972 holt. Der erste Kong-Clash teilt sie in zwei Trupps, die lokal und symbolisch gegensätzliche Zugänge zu der urzeitlichen Inselwelt und ihren Bewohnern finden. Jeder trägt „Urtierfutter“ oder „Sequel-Kandidat“ auf die Stirn geschrieben, was die Spannung auf den Konflikt der klar abgesteckten Moralfronten verlagert. Chauvinismus und Bellizismus stehen gegen animistischen Pazifismus und ökologisches Gleichgewicht. Dieser sinnige Unterbau macht das effektstrotzende Creature Feature wie den Affengott auf seiner Insel in seinem eigenen Sujet zum King.
Regie: Jordan Vogt-Roberts, Drehbuch: Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly, Darsteller: Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, Brie Larson, John C. Reilly, John Goodman, Filmlänge: 118 Minuten, Kinostart: 10.03.2017