Unberührt (Kurzfilm)
David Birner zeigt mit seinem Drama Unberührt wieviel Talent in der heimischen Filmlandschaft steckt.
Ein harter Winter im Jahr 1895: Zwei körperlich und psychisch misshandelte Geschwister leben mit ihrem gewaltsamen Vater (Christoph Kail) auf einem kleinen Bauernhof in den Bergen. Während die ältere Schwester (Veronika Petrovic) sich bemüht den Konflikten mit dem tyrannischen Patriarchen aus dem Weg zu gehen, zieht sich ihr kleiner Bruder (Lorenz Pojer) in eine Starre aus Angst und Zorn zurück. Eines Tages verletzt sich der Vater schwer und ist auf die Hilfe seiner Kinder angewiesen. Für die Geschwister kommt Hoffnung auf, sie wittern eine Chance dem despotischen Vater zu entkommen.
Regisseur und Ko-Autor David Birner hat sich da gemeinsam mit seinen Autorenkollegen Elisabeth Kerndl und Philipp Rusch keine leichte Kost für seinen Kurzfilm Unberührt ausgedacht. Die Handlung erinnert zwar ein wenig an Ich seh, Ich seh (2014), nimmt aber im Falle von Birners Film einen anderen Verlauf und geht weniger ins psychologische, als vielmehr ins mysteriöse.
Gleich von der ersten Einstellung an zeigt sich eine elaborierte und prägnante Bildsprache und sofort wird klar, dass der Regisseur und der Kameramann Philipp Rusch ganz genau wissen, wie sie die Geschichte am Besten und effektivsten inszenieren. Nicht zuletzt auch dank der beeindruckenden Schauspieler, die allesamt gut besetzt sind. Immer wieder überrascht das Drama entweder mit originellen Aufnahmen und Einstellungen oder mit schauspielerischen Glanzleistung, die mal eine explosive Gewalt und mal eine sensible Subtilität offenbaren.
Bei allem Lob gibt es aber leider auch einen kleinen Kritikpunkt: das Drehbuch. Gleich vorweg, es ist in keiner Weise als schlecht zu bezeichnen und die Original-Autorin Elisabeth Kerndl zeigt genau so viel Talent in ihrem Bereich wie die anderen Beteiligten, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es für ein Debüt-Drehbuch überaus gut gelungen ist. Naturgemäß muss man bei einem Kurzfilm aufgrund der knapp bemessenen Zeit mit bekannten Versatzstücken arbeiten. Trotzdem lässt Unberührt hier ein wenig die in Regie, Kamera und Schauspieler präsente Vielschichtigkeit und Komplexität vermissen, gerade die Figuren hätten durchaus mehr Kontrast und Charakterzüge vertragen.
Zum Glück überwiegt das Positive aber eindeutig und macht aus Unberührt ein unterhaltsames, spannendes Drama, das auch insbesondere das Talent und Potenzial aller Beteiligten präsentiert. Man darf also hoffen und wünschen, dass man noch viel Gutes von den Machern von Unberührt sehen wird.
Regie: David Birner, Drehbuch: David Birner, Elisabeth Kerndl, Philipp Rusch, Darsteller: Lorenz Pojer, Christoph Kail, Verena Uyka, Veronika Petrovic, Filmlänge: 20 Minuten, www.untouchedmovie.com