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Another Metroid II Remake

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Action

Echten Kennern ist die Entwicklung von Another Metroid 2 Remake (AM2R) schon länger am Radar: Seit gut acht Jahren befindet sich der Fan-Titel nämlich in Entwicklung. Verläuft die Spur von ähnlichen Projekten jedoch meistens im Sand, ist AM2R nun tatsächlich fertig geworden und trotz schneller Takedown Notice von Nintendo frei im Netz verfügbar. 

Für Fans lohnt sich ein Blick ja ohnehin, denn originaler Nachschub aus dem Hause Nintendo lässt seit vielen Jahren auf sich warten. Beim Durchspielen wird jedoch eines klar: Das Spiel ist mehr als nur ein generischer Fan-Mod.

„Metroidvania“ ist im Laufe der Jahre zu so etwas wie dem heiligen Gral des Game-Designs avanciert. Ein Indie Studio, das etwas auf sich hält, versucht sich früher oder später an einem 2D-Plattformer, der dem klassischen Ablauf folgt; der mit freier Exploration und graduellen Upgrades einen komplexen Überblick über das gesamte Spiel einfordert, anders als beim simplen Erstellen einer Reihe von Levels. So haben im Laufe der Jahre Indie-Studios mit Perlen wie Guacamelee! oder Rogue Legacy das Genre deutlich geprägt, während mit Metroid das Original irgendwo in einem dunklen Keller verschollen blieb.

AM2R macht nun nahtlos da weiter, wo Nintendo mit dem Release von Metroid: Zero Mission, einem Remake des allerersten Teils der Serie, auf dem Gameboy Advance aufgehört hat. Es nimmt einen früher Eintrag der Serie, Metroid II: Return of Samus (Gameboy) und wertet ihn mit einem frischen Redesign so auf, dass daraus ein Titel wird, den man auch heute gerne spielt. Metroid II ist ein wenig in die Tage gekommen und erfreut sich – anders als das NES-Original – nicht so wirklich über den selben Kultstatus. Es ist oft vergessen, dass der Titel viele der Elemente erschuf, die später Super Metroid zu einem unsterblichen Meisterwerk machen sollten. In Metroid II taucht der Spieler in die Heimatwelt der titelgebenden Metroids. 55 Stück schwirren irgendwo auf dem Planeten herum und sollen ausgerottet werden.

Allein durch die Mission unterscheidet sich das Spiel also deutlich von den anderen 2D-Vertretern und genau das ist es, was auch AM2R einen frischen Charme verleiht. Das Gameplay orientiert sich stark an all den Gameplay-Feinheiten des letzten 2D-Teils der Metroid-Reihe und wie immer findet ein Spieler die klassischen Upgrades, die Samus auch in anderen Spielen zur Verfügung stehen. In AM2R ist die Reihenfolge des Fortschritts aber völlig anders, so erhält man den SpaceJump beispielsweise sehr früh, was das exzellenten Leveldesign sinnvoll beeinflusst.

Überhaupt weisen die Umgebungen dieselbe Qualität auf, die die Nintendo-Originale auszeichnen. Umgebungen aus dem Original wurden umgebaut, um neue Verstecke für neue Upgrades zu beherbergen und die verschiedenen Techniken zu berücksichtigen, die Samus nun zur Verfügung stehen. Der Detailreichtum wurde in erstaunlichem Maß ausgeweitet: Das Entdecken fremdartiger Technologien ist nun ein zentraler Bestandteil – ein Element, das ohne Frage viel Arbeit gekostet hat und gleichzeitig die lang vermisste Metroid-Essenz mitbringt. Weitere Verbesserungen sind erstaunlich dezent und wirken professionell.

So erhält Samus beim Erkunden automatisch Log-Einträge zu Umgebungen oder Gegnern, die interessante Hintergrundinformation aufbereiten und an Metroid Prime erinnern. Weiters hat der Entwickler diverse Story-Events in das Szenario einfließen lassen, die sich respektvoll aus dem Quellmaterial, wie dem originalen Handbuch oder Mangas, speisen. Was sich nach der ultimativen Gelegenheit anhört, den Fan-Träumereien freien Lauf zu lassen, wurde aber vom Entwickler genutzt um Ideen mit einer gezielten Zurückhaltung einzusetzen, wie man sie aus einem echten Teil der Serie kennt. Jede Umgebung ist so gebaut, dass knifflige Herausforderungen durch die unmittelbar versteckten neuen Fähigkeiten trivialisiert werden und so spürt der Spieler einen konstanten befriedigenden Fortschritt.

Eine weitere Neuerung sind Bosse, die die zahlreichen Gefechte mit verschiedenen Mutationsformen der Metroids mit etwas Abwechslung unterlegen. Wer bis dahin noch nicht überzeugt war, der wird feststellen, dass gerade diese Gefechte zum Besten gehören, das man aus dem Metroid-Universum kennt – ganz ohne den X-ten Auftritt von Ridley. 

Nicht zuletzt deshalb ist AM2R ein würdiger Eintrag der Reihe, der von den Originalen eigentlich kaum zu unterscheiden ist. Gerade mal der letzte Akt wirkt etwas eintönig, aber völlig unabhängig davon hat man bis dahin viele Stunden allerfeinster Metroid-Unterhaltung hinter sich. Wäre das Spiel im Handel erhältlich, so wäre es wohl ein Pflichtkauf, für Genre-Fans führt also kein Weg an dem kostenlosen Fan-Titel vorbei.

Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA, metroid2remake.blogspot.co.at