The Dead Lands
Etwas ausgefallener für das /slash-Festival war das Martial-Arts Actionspektakel The Dead Lands, einmal nicht im asiatischen Raum angesiedelt, sondern unter Maori-Eingeborenen Neuseelands. Klingt interessant – ist es auch.
Alles dreht sich um Hongi (James Rolleston), den Sohn eines Stammeshäuptlings auf einer der neuseeländischen Inseln, dessen Sippe nach Verrat eines verfeindeten Klans brutal umgebracht wird. Um seine Familie zu rächen verfolgt Hongi die abziehende Delegation der Feinde, angeführt von dem arroganten Wirepa (Te Kohe Tuhaka), der seinerseits der Sohn des Hauptes seiner Familie ist. Um schneller voran zu kommen schlägt sich der feindliche Stamm durch verbotenes Land in dem sich ein Monster aufhalten soll. Das vermeintliche Monster stellt sich jedoch als ein namenloser Krieger heraus (Lawrence Makoare), der ebenfalls seine Familie auf tragische Weise verloren hat, welcher beschließt Hongi bei seiner Rache zu unterstützen.
Was die optische Vermarktung verspricht, hält The Dead Lands auch vollständig ein – dramaturgisch bodenständige aber optisch aufregende 107 Minuten, in einem Setting das noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist. Eben weil die Handlung recht einfach gestrickt ist greifen alle Teile sehr gut ineinander und die Erzählung ist auch nicht dazu da um den Zuschauer zu überraschen, sondern um die Kampfsequenzen passend in Szene zu setzen. Das gelingt auch mit Bravour. Jeder Kampf ist rasant und doch glaubwürdig inszeniert und hinterlässt dabei auch durch brutale Momente bleibende Eindrücke. Ebenso wirkt alles dabei recht frisch, da der Maori-Stil des bewaffneten und unbewaffneten Kampfes so gut wie nie auf der Kinoleinwand zu sehen ist, im Vergleich zu asiatischen Pendants. Auf dieser Novität ruht sich The Dead Lands jedoch nicht aus, auch ohne die akrobatischen Einlagen des Hong-Kong Kinos kann man schon hier und da ins Staunen kommen.
Die Ausstattung ist ebenfalls als bemerkenswert hervorzuheben, von den detailreichen Kleidungsstücken über die interessanten Lebensräume der Stamme bis hin zu den Waffen, die oft genug durchs Bild flitzen wirkt alles authentisch – und obwohl die Ästhetik der Maori wohl dem durchschnittlichen Europäer nicht geläufig ist kommt nicht der flüchtigste Wunsch auf diese Authentizität groß anzuzweifeln.
Die Schauspielerei ist funktional genug um eine emotionale Verbindung mit den Charakteren aufbauen zu können. Lawrence Makoare ist relativ sympathisch als raubeiniger Antiheld der sein titelgebendes verbotenes Land beschützt. James Rolleston ist als junger Held glaubwürdig, aber nicht herausragend, was jedoch auch in Hollywood Produktionen nicht selten vorkommt. Tuhaka trägt als Bösewicht relativ dick auf, was aber auch oft Spaß bringt. Wie bei vielen Facetten bleiben etwaige Schwächen unter einer Schicht aus Unverbrauchtheit verdeckt, denn es ist einfach zu interessant das Gebaren der Maori Krieger zu beobachten, was mit herausgestreckten schlängelnden Zungen und Ähnlichem einhergeht.
Man sieht, es reicht manchmal ein frisches Setting zu finden und es sehr greifbar in Szene zu setzen – das genretechnische Rad muss nicht immer neu erfunden werden. So ist The Dead Lands zwar nicht Kino für die Ewigkeit, aber sehr unterhaltend.
Regie: Toa Fraser, Drehbuch: Glenn Standring, Darsteller: James Rolleston, Lawrence Makoare, Te Kohe Tuhaka, Xavier Horan, Filmlänge: 107 Minuten, www.thedeadlandsmovie.com, gezeigt im Rahmen des /slash einhalb