Erlöse uns von dem Bösen
Wie gut, dass es den Katechismus gibt. Ohne die Kirche wäre das Horrorgenre um vieles ärmer. Auch dieses Meisterwerk von Regisseur Scott Derrickson, der bereits mit Sinister und Der Exorzismus von Emily Rose sein Können bewies, greift auf die altbewährte katholische Horrorformel zurück – mit Erfolg.
Der Polizist aus der Bronx Ralph Sarchie (Eric Bana) hat es nicht leicht. Zusammen mit seinem Partner (Joel McHale), der immer einen passenden Spruch auf den Lippen hat, kommt er oft in unschöne Situationen. Nebenbei schlägt er sich auch mit den familiären Problemen herum, die seine Arbeit mit sich bringt. Gerade als Sarchie denkt, er hätte alles Böse bereits gesehen, wird er mit einem Fall konfrontiert, der ihm unter die Haut geht. Im Zuge der Ermittlungen trifft er auf den unkonventionellen Priester Joe Mendoza (Edgar Ramírez), mit dessen Hilfe er sich durch die Nächte schlägt.
Erlöse uns von dem Bösen präsentiert sich in einem dunklen bedrückenden Gewand, passend zum Genre. Gleich von Beginn an baut Derrickson Spannung auf, die mit kaum einer Atempause bis zum Ende anhält und dank der musikalischen Untermalung auch dann nicht verschwindet, wenn man mal die Augen schließt. Sound-Effekte sind meistens passend gewählt, nur scheint es in New York ständig zu Regnen und das immerzu mit derselben Donnergeröll-Abfolge. Die Szenerie bringt den Zuseher abseits von Sound und Schockelementen, die teils überraschend teils vorhersehbar sind, in die richtige Stimmung und macht Erlöse uns von dem Bösen zu einem audio-visuellen Erlebnis. Auch wenn der Schnitt auf Genre-Standards zurückgreift, die dem Auge viele Close-ups und frontale Einstellungen bescheren, hält er den Film lebendig und gibt dem Zuseher, dass was er erwartet. Natürlich vergisst Derrickson auch nicht das passende Getier in Szene zu setzen. Es wäre kein richtiger Horrorfilm, wenn nicht auch Insekten ihren großen Auftritt hätten.
Auch die Darsteller, die ihre Charaktere glaubhaft verkörpern, glänzen in ihren Rollen. Neben dem Hauptdarsteller Bana, darf Ramírez in die Rolle einer sehr interessanten Figur schlüpfen, die gerne auch etwas mehr Screentime hätte haben können, um seine Charakterzüge besser ausleuchten zu können. Abgesehen davon verkörpert Sean Harris einen beängstigenden besessenen Santino, der ein blutiges Tribut an die Maskenbildner und Visual-Effects-Leute zollt, wenn er mit seinem eisigen Blick und blutenden Narben die Zuseher verängstigt.
In der Story finden sich keine Widersprüchlichkeiten, wie in manch anderem Film, den man dem Horrorgenre zurechnen kann, und stützt sich auf die literarische Vorlage die 2001 unter dem Titel Beware the Night von Ralph Sarchie und Lisa Collier Cool erschien. Ja, Ralph Sarchie ist nicht nur der Name des Protagonisten sondern auch eine real existierende Person, die doch tatsächlich einiges mit dem Hauptcharakter gemeinsam hat. Nicht nur an der Filmvorlage schrieb der reale Sarchie mit, sondern er war auch New Yorker Polizist, der ein Interesse für Dämonologie entwickelte und sich seither auf diesem Gebiet hervorgetan hat.
Grundsätzlich beginnt die Story mit mehr Action als Horror. Der Horror erwacht erst im Mittelteil und erlebt seinen Höhepunkt in einem ersehnten Exorzismus, der weder lächerlich noch überzogen wirkt. Dem Zuseher schenkt Erlöse uns von dem Bösen ein geschlossenes Ende, bei dem es endlich auch mal aufhört zu regnen. Dennoch bleiben einige Dinge ungeklärt, die zwar zu keiner Fortsetzung anregen, aber den einen oder anderen Fanfiction-Autor inspirieren könnten.
Regie: Scott Derrickson, Drehbuch: Scott Derrickson, Paul Harris Boardman, Darsteller: Eric Bana, Edgar Ramírez, Olivia Munn, Chris Coy, Dorian Missick, Sean Harris, Joel McHale, Filmlänge: 118 Minuten, Kinostart: 05.09.2014, www.erloeseunsvondemboesen.de