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Fantasy Filmfest 2014

In einem Alter, in dem andere langsam über die Familienplanung nachdenken, zelebriert es mit anhaltender Leidenschaft die filmgewordene Jugendgefährdung. Die Rede ist vom Fantasy Filmfest, einem der weltweit größten Festivals für Genrefilme, das in seinem 28. Bestehensjahr in gewohnter Manier etappenweise durch sieben deutsche Städte tingelt und dabei von 27. August bis 21. September über 60 internationale Produktionen aus den Genres Horror, Thriller, Fantasy, Anime oder Drama auf das geneigte Publikum loslässt.

Der Name ist Programm und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vom avantgardistischen Psychedelic-Fiebertraum (The Strange Colour of Your Body’s Tears) über good old Slasherkost (Let us Prey), märchenhaft auf dem Kopf stehende Animationen (Patima Inverted) oder reduzierte, intestinal-zentrierte Körperstudie (The Mule), bis zur irrwitzigen Zombieinvasion im Inselparadies (Go Goa Gone), einer spannungsgeladenenen Serienkillerjagd (Killers), beunruhigenden Spiegelwelten (Oculus) oder schön schaurigem Spukhausschrecken (The House at the End of Time) werden unzählige Geschmacklosigkeiten bedient und sicherlich die eine oder andere Schmerzgrenze neu ausgelotet.

Eröffnet wird das Fantasy Filmfest 2014 mit dem wüsten The Rover von David Michôd, in dem sich Guy Pearce und Robert Pattinson für das titelspendende Fahrzeug auf eine Odyssee durchs staubtrocken-dystopische Australien machen. Mit der schwarzhumorigen Horrorkomödie Life After Beth, die anhebt, schöne Vorstellungen von der „ewigen Liebe“ etwas zu relativieren, wird das Festivalprogramm abgeschlossen. Dazwischen ist jede Menge Platz für Abgründiges, Tiefsinniges, Effektvolles oder auch Leichtfüßiges. 

Neben verschiedenen Programmschienen wie Focus Asia oder Midnight Madness, die pan-asiatischen bzw. besonders abgedrehten Genre-Highlights Projektionsflächen bieten, erleichtern Spotlights die Orientierung im breiten Filmprogramm. So verspricht die Vampir-WG im Centerpiece What We Do In The Shadows zwerchfellerschütternde Unterhaltung, während das Director’s Spotlight Among The Living von Alexandre Bustillo und Julien Maury (A l’intérieur, Livide) eher schwer verdaulich sein dürfte.

Nicht zuletzt bietet das Fantasy Filmfest auch eine Plattform für junge, aufstrebende FilmemacherInnen. In der Kategorie Fresh Blood/Wettbewerb rittern zehn Filme um den Publikumspreis für den besten Debütfilm, darunter der von vielen mit Spannung erwartete Gruselschocker Babadook von Jennifer Kent. Zusätzlich zu den Langfilmen jüngerer Machart wird mit dem Kurzfilmprogramm Get Shorty und dem live vertonten Stummfilmklassiker The Fall of the House of Usher auch Platz für Produktionen gemacht, die sonst nicht oder kaum mehr das Licht der großen Leinwand erblicken würden.

Das Fantasy Filmfest bietet also mannigfaltige (Schau-)Spielwiesen fürs erwachsene Publikum und es lohnt sich, sich durch das breit gefächerte Filmprogramm zu gustieren, selbst wenn sich kein Ausflug in eine der deutschen Festivalstädte (Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, München, Hamburg, Köln) ausgeht – viele der gezeigten Filme werden nämlich auch bei der kleinen Schwester des FFF, dem /slash Filmfestival in Wien zu sehen sein. Die Vorfreude auf einen heißen Horrorherbst kann so in jedem Fall beginnen. Das komplette Programm und zusätzliche Infos findet ihr auf der offiziellen Homepage.