Paper Mario: Sticker Star
Nach langer Pause meldet sich die Paper Mario Reihe zurück. Die Serie ist seit jeher Nintendos persönliche Interpretation des JRPG-Genres, das Augenmerk liegt dabei auf Vereinfachung: Schadenszahlen wandern selten in den zweistelligen Bereich, Attacken und Strategien sind auf ein marginales Minimum reduziert und oftmals Timing-basiert mit Knopfdruck zu steuern.
Jeder Aspekt präsentiert sich simpel und unkompliziert. Wer also meint, dass es bei Paper Mario: Sticker Star unmöglich mehr Fett wegzuschneiden gäbe, der wird von der neuesten Ausgabe überrascht sein. Mehr denn je wird diesmal am in die Jahre gekommenen System des JRPGs die Schere angelegt – ein Experiment.
Das beginnt bereits mit der Story: Bowser fällt auf einem Fest des Pilz-Königreichs ein und verstreut sechs magische Sticker, die Mario nun zurückzubringen hat. Anders als zuvor rückt danach die Handlung dezent in den Hintergrund. Wo die Vorgänger noch gefüllt waren mit bunten Charakteren und irrwitzigen Handlungssträngen steht diesmal auf Wunsch des Nintendo Design-Gurus Miyamoto persönlich eher das Erkunden der Umgebungen im Vordergrund. Der Humor für den die Serie ebenfalls bekannt ist bleibt aber erhalten.
Besonders interessant ist die Charakterentwicklung. Es gibt keinerlei Erfahrungspunkte mehr, Mario selbst ist immer gleich stark. Zum Angriff werden aufgesammelte Sticker verwendet, einfach ausgedrückt werden alle Kämpfe mit Items gefochten. Diese können entweder in der Umgebung eingesammelt, in Kämpfen verdient, oder käuflich erstanden werden. Sie müssen dann im räumlich limitierten Stickeralbum platziert werden, um im Kampf eingesetzt werden zu können. Darüber hinaus kann Mario seine Hitpoints erhöhen indem er dafür bestimmte Items findet oder in Quests verdient. Zu guter Letzt hat er noch die Möglichkeit, dreidimensionale Objekte in der Umgebung zu finden, die dann in Sticker gepresst werden und als Spezialattacken dienen. Vor allem bei Bosskämpfen sind diese Attacken hilfreich.
Marios Effizienz im Kampf ist aber bestimmt durch die Items, die er aufgesammelt hat, was ein völlig neues Gefühl des Fortschritts erzeugt. Kämpfe können dadurch manchmal wertlos erscheinen, aber in einem Genre, dessen größter Makel das stumpfsinnige Grinding ist, erscheint diese Abwechslung durchaus erfrischend. Immerhin gibt es in den Kämpfen noch Geld zu verdienen, welches auch dringend benötigt wird -etwa für den Einsatz eines einarmigen Banditen, der es ermöglicht, Mario mit speziellen Effekten zu verstärken.
Im Vordergrund steht aber diesmal hauptsächlich das Erkunden der Umgebungen per 3D-Plattforming. Mario hat dabei die Möglichkeit, die Umgebung auf ein Blatt Papier zu projizieren und darauf dann Sticker zu platzieren, was eine Fülle an Rätseln erlaubt und die Szenerie mit zusätzlichen Details bereichert. Es gibt unzählige Dinge zu entdecken, was einerseits für Unterhaltung sorgt, auf der anderen Seite aber schnell frustrierend wird, wenn man ein notwendiges Item übersehen hat. Grafisch ist das Paper Mario: Sticker Star eher Mittelmaß, hervorstechend ist aber der 3D-Effekt des 3DS, der für die Ästhetik der Serie wie gemacht scheint und dafür sorgt, dass das Auge trotz der grafischen Mängel konstant verwöhnt wird. Besonders tut sich der Titel aber musikalisch hervor: abwechslungsreichen Jazz-Einlagen sorgen dafür dass das Abenteuer nicht allzu schnell eintönig verläuft.
Paper Mario: Sticker Star ist ein unterhaltsames Erlebnis. Nicht immer spielen die gewagten Neuerungen reibungslos zusammen, der Großteil der etwa zehn Stunden umfassenden Kampagne ist allerdings erfreulich motivierend. Der Titel ist für jeden zu empfehlen, der Spaß am Entdecken hat, Fans der Serie greifen ohnehin zu.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (Pegi): 3, Release: 07.12.2012