Madness – Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da
Was ist denn da passiert? Das neueste Plattenmaterial von Madness tischt uns da mit dem Albumtitel Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da etwas auf, das man nicht so ganz greifen kann…
Vielleicht geht es der britischen Band damit genau so und man will den Hörern ein gewisses „Ja Ja, wir wissen es eh, was wir da gemacht haben ist…“, mitteilen. 1979 legen Madness mit den beiden Singles The Prince und dem heute noch immer aus manchen Clubs schallenden One Step Beyond etwas vor, das sich einerseits stark am Ska und frühen englischen Freakbeat orientiert, und andererseits Momente der Komik und des Experimentierens besitzt. Wenn man die Burschen in den ersten Sekunden des alten Videos zu The Prince in den Laden spazieren sieht, ist klar, dass sich die Band selbst nicht unbedingt todernst nimmt.
Im Jahr 2012 sieht das Ganze dann doch etwas anders aus und das ursprüngliche Bild von Madness, das im Laufe der letzten 33 Jahre schrittweise an Glanz verloren hat, ist nur noch an den Rändern deutlich zu erkennen. Mit dem ersten Titel My Girl 2, der auch gleich als Single herhält, wird ein Tempo und ein Sound vorgegeben, der mit Hilfe der Surf-Pop Elemente darin auch den ersten Schwung gibt. Anstatt das Ganze zu steigern, war es das dann aber auch schon und Never Know Your Name plätschert langsam dahin, während der Pop zum Siegeszug ansetzt und das letzte Bisschen Ska und Surf verdrängt. Auch das Tempo ist dahin. Mit La Luna oder How Can I Tell You, ist dann am Horizont zwar langsam wieder ein gewisser Ska-Dunst sichtbar, aber das kraftvolle Tempo von früher ist noch immer nicht zu hören.
Textlich bieten sich da mit Zeilen wie „We can do it on the kitchen floor“ leider auch wenig Überraschungen, was sich zwar recht gut in das dahinplätschernde Pop-Element einfügt, aber doch eher in Beliebigkeit abrutscht. Was ja bei Zeiten musikalischer Überbelastungen nicht unbedingt schlecht sein muss, wäre man vor 33 Jahren nicht eine Band gewesen, die durchaus auch andere Wege als diesen hier gegangen ist. Auch wenn es nicht immer polarisierend oder sinngeladen sein muss, so weiß man doch nicht so recht, wie man die Platte am besten angreift und wo man da die Plattennadel hinsetzen soll.
Wir befinden uns nun auch schon im Mittelteil des Albums, an dem der Titel Circus Freaks neue Hoffnung schöpfen lässt. Die Abwechslung ist da und das Experimentelle kündigt sich ebenfalls an, denn es wandert in eine Richtung, die vielleicht dem einen oder anderen Mitglied des Kaizers Orchestra zusagen würde. Am Ende ist das ganze dann aber leider doch wieder zu nah am Pop und der gewisse frische Rotz der jungen Jahre, der bei den in die Jahre gekommenen Herren nur fehlen kann, ist leider nicht mehr durchgedrungen. Aber zumindest kehrt der Ska bei den folgenden Nummern zurück. Zwar doch etwas verhalten und ruhig, aber dennoch vorhanden. Mit Small World wird nun auch schon das Ende des Albums eingeläutet, wären da nicht noch drei Bonus Tracks, die schon aufgrund ihres Namens dazu anregen zu glauben, dass da vielleicht doch noch etwas Spezielles kommen könnte. Aber bei den drei Tracks, von denen einer ein beliebiger Remix der Single My Girl 2 ist, finden sich auch keine Überraschungen. Höchsten mit Black and Blue ist wieder etwas Surf und Ska vorhanden, während auch das Tempo für ein letztes Mal kurz gesteigert wird. Der Remix bildet dann auch den tatsächlichen Abschluss der Platte, wobei der Unterschied zum Original doch recht marginal erscheint. In Kombination mit einem simplen zusätzlichen Beat soll hier ein wenig Pep dazugegeben werden, was bei Zeiten ja durchaus funktionieren mag, solange die Essenz des Originals getragen, variiert oder verstärkt wird. Diesen Beat einfach nur darüber zu legen, um zu sehen was passiert, ist dann vielleicht doch etwas lieblos.
Alles in allem ist das neue Album dann leider doch ein zerwürfeltes Sammelsurium an unterschiedlichen Liedern einer in die Jahre gekommen ehemalige Ska-Pop Band, die Sinn für Humor und Experimente hatte, uns aber heute lediglich einen beliebigen Pop in die Regale stellt. Kann man mögen, muss man aber nicht! Ich bin jedenfalls raus! Ta Ta!
Madness – Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da – Cooking Vinyl/Indigo