The Legend of Zelda: Skyward Sword
The Legend of Zelda: Skyward Sword ist für Nintendo ein besonders ehrgeiziges Projekt. Nicht nur, dass im Jahr des 25. Zelda Jubiläums über zwei Jahrzehnte Tradition zelebriert werden wollen, auch alle übereilten Erwartungen, die seit 2006 mit dem Release der Wii-Konsole und dessen Vision von einer bewegungsbasierten Spielezukunft unerfüllt im Raum stehen geblieben sind, sollen in einem letzten Feuerwerk der Innovation auf einen Schlag erfüllt werden.
Ebenfalls 2006 erschien der letzte Teil der Zelda-Saga, Twilight Princess. Damals stellte Nintendo die Überlegung in den Raum, aufwendige Projekte wie Zelda würden sich kaum rechnen, wenn man sie mit dem geringen Aufwand pro Verkauf einer Reihe wie Wii-Sports oder Brain Age aufwiegt. Zelda: Twilight Princess sei das letzte große klassische Zelda-Projekt, bevor man sich für diese Spielreihe grundlegende Änderungen überlegen müsse. Tatsächlich aber startet Zelda auch diesmal sehr traditionell. Wie gewohnt wird man in den ersten Stunden an der Hand geführt und dafür mit dichter Story entlohnt. Der einzig frappierende Unterschied scheint die Tatsache, dass der Protagonist Link diesmal mit 6 Lebensherzen an den Start geht, statt der seit 25 Jahren gewohnten 3 – für den militanten Zelda-Fan beinahe ein Affront. Die Handlung von Skyward Sword spielt weit über den Wolken in der schwebenden Stadt Wolkenhort. Dort lebt Link in einer Ausbildungsstädte für Himmelsritter, die auf speziellen Vögeln reitend für Recht und Ordnung in der luftigen Welt von Skyward Sword sorgen. Ebenfalls an diesem Ort findet sich Zelda, Links Kindheitsfreundin, welche durch das Einwirken von dämonischen Kräften in die geheimnisvolle Welt unter der Wolkendecke entführt wird und den Grund liefert, sich tapfer in ein aufwendiges Abenteuer zu stürzen.
Erst nach einer Weile offenbart sich der Gameplay-Aspekt, der Skyward Sword so besonders macht: Mit dem Erhalt eines Schwertes wird der Spieler sanft in die Welt der Bewegungsfreiheit von Wii Motion+ (dem notwendigen Wii Add-On) eingeführt und stellt erstaunt fest, dass er Holzklötze, Spinnennetze oder Gegner mit einer Präzision zerhackt, die er so noch nie zuvor in einer komplexen Spielwelt erlebt hat. Das gesamte Kampfsystem des Titels basiert darauf, die Abwehrbewegungen der Gegner zu lesen und entsprechend mit gezielten Schwertschlägen anzugreifen. Ein so natürlicher Ablauf, dass man sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kaum noch andere Kampfmechanismen vorstellen möchte. Auch die Kontrolle über Links diverse Tools, mit denen er in alter Gewohnheit Puzzle für Puzzle löst, bereitet ungeahnte Freude. Lediglich das regelmäßige händische Nachjustieren der Controller-Orientierung, in seiner quälenden Natur vergleichbar mit dem Nachjustieren einer Spielkamera, zeigt ab und an die Schwächen des Systems auf.
Spieltechnisch ist die Innovation mit den Bewegungskontrollen allerdings abgehakt. Es handelt sich hier sich um einen Zelda-Titel im klassischsten Sinn: Alles ist mit gewohnter Qualität umgesetzt, aber im Grunde gibt es ausschließlich Altbekanntes zu finden. Der einzige grundlegende Unterschied zu früheren Titeln ist die Abwesenheit einer kohärenten Oberwelt. Im Grunde genommen wird der Spieler diesmal mit einer langen linearen Folge von Umgebungsrätseln konfrontiert, bis er den gewohnten Zelda-Tempel erreicht, welcher mit einem neuen Werkzeug und einem gewohnt beeindruckenden Bosskampf Abwechslung bietet. Die einzige Stadt wirkt beinahe leer und bietet zwar gewohnt exzentrische Zelda-NPCs, aber gerade in letzter Zeit haben sich die immersiven Welten von Videospielen so weit entwickelt, dass eigentlich mehr notwendig ist, um den Spieler von einer lebenden Welt zu überzeugen. Es wirkt, als habe sich die Zelda-Reihe seit dem Sprung in 3D nicht mehr weiterentwickelt, was zwar nicht bedeutet, dass den Spieler ein minderwertiges Erlebnis erwartet – die Krone der Innovation jedoch, unter der Nintendo wegweisend der Industrie den Web aufzuzeigen pflegt, hat man diesmal ohne Zweifel abgegeben.
Kreativ versucht sich Nintendo weit aus dem Fenster zu lehnen. Inspiriert durch große Impressionisten wie Paul Cézanne ist das Spiel komplett in erdige Farbtöne und lebhafte Lichtspiele getaucht und einfache Filter versuchen in der Landschaft Pinselstrichassoziationen zu wecken. Nur leider hilft auch die ambitionierteste Regie nichts, wenn die Hässlichkeit der Levelstruktur an sich mit seiner Detailarmut und Einfallslosigkeit immer wieder an die Anfänge von 3D-Spielen von vor über 10 Jahren erinnert. Im einen Moment visuell beeindruckt und im Nächsten von abgrundtiefer Hässlichkeit erstaunt, schafft es der Spieler nicht um die Frage herumzukommen, ob Nintendos überalterte Hardware der ehrgeizigen Zielsetzung nicht im Weg stand. Fast zur Wiedergutmachung reicht Nintendo allerdings endlich den lange überfälligen orchestralen Soundtrack nach, der in der Tat mit seiner Qualität so überzeugend ist, dass man die eine oder andere grafische Schwäche gerne verzeiht.
Grundsätzlich ist The Legend of Zelda: Skyward Sword ein absolut solider Titel. Niemand außer Nintendo versteht es so perfekt, Innovation mit Accessibility zu verweben, so dass auch wirklich jedem, der dem Spiel eine Chance gibt, viele Stunden bester Unterhaltung garantiert sind. Nur für eingefleischte Zeldafans stellt sich hier und da Langeweile ein, da manche Puzzles und Gameplay-Aspekte (wie zum Beispiel der Enterhaken) einfach schon zu oft dagewesen sind. Aber selbst für diese Fälle bietet die zweite Hälfte des immerhin 50 Stunden umfassenden Epos jede Menge beeindruckende Überraschungen. Es bleibt abzuwarten, ob Nintendo mit dem nächsten Titel der Reihe wieder neue Wege einschlägt, bis dahin ist Zelda: Skyword Sword einfach die Fortsetzung eines lange erprobten Konzepts, das sich über 25 Jahre immer wieder als erfolgreich erwiesen hat.
Plattform: Nintendo Wii (Version getestet), Altersfreigabe (Pegi): 12, Spieler: 1, Erscheinungsdatum: 18.11.2011