Griff The Invisible
Nach der Devise „Jeder kommt mal dran“ schickt nun auch der bis dato unbekannte australische Regisseur Leon Ford mit Griff the Invisible einen neuen Superhelden in den filmischen Äther.…und setzt dabei voll und ganz auf die Indie-Schiene, die momentan durch vermeintlich ähnliche Vertreter wie Kick-Ass oder Super recht stark im Trend zu liegen scheint. Doch während die beiden genannten Genre-Vertreter ihren Fokus zur Gänze auf den Aspekt der Normalität legen, die durch puren Willen zur Abstrusität bzw. Gerechtigkeitsfindung wie so mancher Kiefer durchbrochen werden will, so setzt Leon Ford sein Hauptaugenmerk auf das tragikomische Element jener Vorliebe zur Realitätsflucht. Protagonist Griff (Ryan Kwanten) schickt mit seiner Charakterisierung schon alle Merkmale für das Superheldentum voraus: Unauffällig, sozial isoliert, der ständigen Demütigung durch seine Mitarbeiter ausgesetzt – der Weg zum maskierten Verbrechensbekämpfer in dunklen Abendstunden scheint dank filmischen Vorwissens natürlich vorbeschrieben zu sein.
Interessant wird die Erzählung erst mit der Einführung der weiblichen Hauptfigur namens Melody (Maeve Dermody), die dank einer ebenso charmanten wie verstörenden Darstellung – in der ersten Szene läuft sie mit Schwung (erneut) gegen eine Wand – von Beginn Rätsel aufwirft. Melody, eine eigenbrödlerische Physikerin, hat nämlich nicht nur ein Fable für die Wandelbarkeit von Materie (Abgestimmte sowie gewollte Vermengung von Molekülen = Durch Wände gehen), sondern klarerweise auch für in Ganzkörperlatex-gehüllte Einzelgänger.
Wo andere Regisseure das letzte Quentchen Drehbuch-Kreativität mittel Holzhammer-Methode zu einem CGI-Spektakel der Marke Thor oder Green Lantern verunstaltet hätten, überrascht Regisseur Ford immerhin mit dem Mut zur Andersartigkeit. So wird der Superheld Griff im letzten Drittel des Films vom passionierten Underdog zum bedauernswerten Geistesgestörten, der den Bezug zur Realität immer mehr zu verlieren scheint. Auch der Nachdruck von Melody, die Halluzinationen jener eigentümlichen Comicwelt voll und ganz auszukosten, verwundern Nebendarsteller wie Kinobesucher gleichermaßen. Leider vermag Griff The Invisible allerdings nicht vollends in jene absurden Tiefen der Psyche eintauchen zu wollen, weswegen der romantische Part der Handlung auch eine zunehmende Rolle mit fortschreitender Laufzeit einnimmt. Bis zu jenem Zeitpunkt offenbaren sich allerdings die etwas unausgereiften Haupt- und Nebencharaktere sowie teils unnötigen Subplots, die dem alternativen Twist jeglichen Spielraum nehmen.
Regie und Drehbuch: Leon Ford, Darsteller: Ryan Kwanten, Maeve Dermody, Marshall Napier, Heather Mitchell, Laufzeit: 90 Minuten, gezeigt beim /slash Filmfestival