A Quiet Place
Den größten Schrecken erzeugt John Krasinskis Sci-Fi-Thriller beim Kinopublikum durch den effektiven Einsatz von Stille: Haben gerade alle im Saal das Popcorn rascheln gehört? Wann kommt auf der Leinwand die nächste laute Szene, in der die Hand wieder in die Tüte wandern kann?
Das sind die wahrhaft nervenzerfetzenden Momente eines amüsanten Horrors, dessen Spannungskurve nach der ersten Viertelstunde unaufhaltsam abfällt. Dass die Story um eine Bilderbuchfamilie, die sich nach einer Alien-Invasion buchstäblich auf Zehenspitzen durch die entvölkerte Provinz und ihr ländliches Heim schleichen muss, dennoch über die ökonomische Handlungszeit schafft, liegt an den parallel ansteigenden anderen Kurven: an unbeabsichtigter Komik und Cringe-Momenten.
Der von Krasinski mit Scott Beck und Bryan Woods verfasste Plot ist quasi Don‘t Breathe mit mehr Außerirdischen und mehr Familienwerten. Die Abbotts haben ihr Haus irgendwie ohne Hämmern, Sägen oder Poltern zum mit Lichtsignalen und Schalldämpfung ausgestatteten Shabby-Chic-Schutzhort umgebaut, Papa (Krasinski) schraubt am defekten Hörgerät der jugendlichen Tochter (Millicent Simmonds) und Mama (Emily Blunt) macht nebenher Handarbeiten. Auch sonst sind die Eltern äußerst produktiv. Nachdem ihr kleiner Sohn auf tödliche Art lernt, dass der Spruch „Kinder sollen gesehen werden und nicht gehört“ wieder aktuell ist, sorgen sie flugs für Nachschub, dessen Geburt und Babyjahre sie alle in noch akutere Lebensgefahr bringen muss.
Dass die Eltern nicht zum Schutz ihrer anderen Kinder die naheliegende Konsequenz ziehen, macht das aberwitzige Szenario fast zu einer Reklame gegen Verhütungsmittel (von denen es in der nahen Stadt offenbar keine gab). Wahrscheinlicher jedoch ist es nur eine weitere der überall klaffenden Logiklücken. So dankbar die Prämisse, so nachlässig ist sie umgesetzt. Der fast lautlose Alltag wird interessant, wenn die Erzählung die einzigartige Situation der Tochter beachtet, doch der narrative Schwerpunkt ankert fest in Konventionen. Der Schwachpunkt der früh enthüllten Kreaturen muss gefunden werden, bevor einer hustet. Also: Schhh! Und noch wichtiger: Bloß nicht drüber nachdenken! Dann ist wenigstens etwas Sci-Fi-Spaß drin.
Regie: John Krasinski, Drehbuch: Scott Beck, John Krasinski, Bryan Woods, Darsteller: Emily Blunt, John Krasinski, Noah Jupe, Millicent Simmonds, Cade Woodward, Ezekiel Cavoli, Filmlänge: 90 Minuten, Kinostart: 12.04.2018