A-Cure-for-Wellness-(c)-2017-Twentieth-Century-Fox(6)

A Cure for Wellness

8
Horror Fantasy

Gore Verbinski macht mit A Cure for Wellness fast alles richtig und schrammt nur knapp an einem Meisterwerk vorbei. Er liefert auf jeden Fall eine der besten und effektivsten Mischungen aus Fantasy und Horror seit langem ab.

Der ambitionierte und opportunistische Aufsteiger Lockhart (Dane DeHaan) wird von seinen Vorgesetzten beauftragt einen Chef der Firma aus einem Wellnesscenter, weit abgelegen in den schweizer Alpen, zu holen. Während sich Volmer (Jason Isaacs), der Leiter der Anstalt, als hilfsbereit und zuvorkommend zeigt, bringt die mysteriöse Hannah (Mia Goth) die ersten Zweifel in Lockhart zum Vorschein. Langsam findet Lockhart heraus, dass hinter der idyllischen Fassade etwas grausames wuchert – vielleicht sind die Patienten gar nicht dort um gesund zu werden, sondern nur Mittel zum Zweck für etwas weitaus schlimmeres.

A Cure for Wellness ist ein Film, der Zeit und Geduld erfordert. Es ist kein reißerischer Horrorfilm mit literweise Kunstblut. Kein Mystery-Thriller mit so vielen Twists, dass er am Ende wieder am Anfang ankommt und sich um 360 Grad gedreht hat. A Cure for Wellness ist im besten Sinn des Wortes ein beinahe klassischer Horrorfilm, der sich wenig um die Erwartungshaltung eines Blockbuster-Publikums kümmert, sondern sich nur auf das Erzählen seiner Geschichte konzentriert, auf das langsame Aufbauen einer unheimlichen, unguten und verstörenden Atmosphäre, während der Protagonist Stück für Stück hinter das Geheimnis der Anstalt kommt. Wer lieber den nur kurzzeitig anhaltenden Kick eines plötzlichen Jumpscares sucht, wird von A Cure for Wellness unweigerlich enttäuscht sein.

Man kann dem Film vorwerfen, dass er etwas langatmig ist, vor allem die letzte halbe Stunde zieht sich in die Länge und setzt der bisherigen Handlung eine unnötige Mystery-Note oben drauf, die der Film nicht gebraucht hätte. Trotzdem überwiegt das Positive bei weitem. Gore Verbinski zeigt mit A Cure for Wellness sein Gespür für visuelles erzählen und bereichert die Geschichte mit einer spannenden zeitlichen Verschiebung, die der unheimlichen Atmosphäre des Films zusätzlich in die Hände spielt. Irgendwie scheint der Protagonist nicht nur eine räumliche Reise zu durchleben, sondern auch eine zeitliche. In dem Moment, wo er zum ersten Mal in das Wellnesscenter kommt, scheint er sich nicht mehr in der Gegenwart zu befinden, tut es aber streng genommen durchaus. Diese schwer zu definierende zeitliche Verortung des Films trägt zusätzlich ungemein zur Spannung und dichten Atmosphäre bei.

Gore Verbinski mag mit A Cure for Wellness vielleicht kein uneingeschränktes Meisterwerk gelungen sein, aber es ist zum einen sein mit Abstand bester Film bisher und zum anderen ein schöner Beweis dafür, zu was dieser Regisseur fähig ist, wenn er sich gemeinsam mit einem Drehbuchautor (in diesem Fall Justin Haythe, mit dem er schon zusammen an Lone Ranger gearbeitet hat) hinsetzt und ein derart gutes Buch ausarbeitet, wie es A Cure for Wellness ohne Zweifel ist. Eben, es mag sein, dass der Film kein Meisterwerk ist – dafür ist er schlichtweg zu lange, ohne diese Länge zu rechtfertigen, und verliert gerade am Ende an Spannung und Atmosphäre -, aber er war knapp dran.

Regie: Gore Verbinski, Drehbuch: Justin Haythe, Darsteller: Dane DeHaan,  Jason Isaacs, Mia Goth, Ivo Nandi, Adrian Schiller, Filmlänge: 146 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 10.08.2017