Uncharted: The Lost Legacy
Ein neuer Anfang oder doch ein passendes Ende? Die Entwickler von Naughty Dog begeben sich mit Uncharted: The Lost Legacy erneut auf die ausgetreten Pfade der Blockbuster-Actionserie und setzt dabei auf einige neue und viele altbewährte Ideen.
Stolze zehn Jahre hat das Uncharted-Franchise mittlerweile auf dem Buckel. Konnte der erste Teil Uncharted: Drake’s Fortune vor allem mit seiner rundum gelungenen Präsentation und dem liebenswert-sarkastischem Protagonisten überzeugen, setzten die nachfolgenden Sequels vor allem auf zunehmend spektakuläre Actionsequenzen, die über offensichtliche Schwächen beim Gameplay oder Zeichnung der Antagonisten hinweg trösteten.
Nicht das dies als negativer Aspekt anzusehen wäre: Denkt man an die vielen hervorragenden Szenen und Szenerien im Uncharted-Universum, so verblassen doch nahezu alle anderen Vertreter im Genre, die im jeweiligen Veröffentlichungzeitraum erschienen sind. Als eine der wenigen Spielereihen kann man den Entwickler sogar Tribut zollen, denn mit dem Release des vierten Konsolenablegers Uncharted 4: A Thief’s End wurde sogar ein klarer Schlussstrich hinsichtlich Protagonist Nathan Drake gezogen, der am Ende des Spiel seine Tätigkeit als Videospiel-Pentant zu Indiana Jones an den Nagel gehängt hat.
Videospiel-Veteranen wundert es jedoch kaum, dass eine Blockbuster-Reihe nicht einfach so in der Vergangenheit verschwindet. Noch als enormes Add-On zu A Thief’s End geplant, wurde Uncharted: The Lost Legacy als eigenständiger Titel weiterentwickelt. Besonders interessant ist die Verschiebung der Hauptrolle auf eine der Nebenfiguren der Serie, Chloe Frazer (mit gewohnt rauchiger Stimme hervorragend gesprochen von Claudia Black). Diese springt, schwingt und schießt sich dem Schema der Serie folgend nun durch allerlei atemberaubende Ruinen, im besten Nathan Drake-Modus natürlich mit zahlreichen bissigen Kommentaren und reichlich Ächtz-und-Keuch-Lauten (die zumindest nicht so auffällig stören wie in der Tomb Raider-Neuauflage).
Ihr zur Seite wird eine weitere weibliche Figur gestellt: Die als antagonistische Handlangerin dargestellte Nadine Ross (Laura Bailey) aus A Thief’s End. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Paar in Indien auf die Suche nach einem sagenumwobenen Artefakt, ein comichaft-böse überzeichneter Warlord samt Söldnertruppe macht den beiden dabei zu schaffen.
Was sich nach einem Beibehalten einer bewährten Formel anhört, stellt sich dann auch genauso dar: Simple Puzzles in wunderbar von Pflanzen überwuchteren Ruinen lösen, auf gigantischen Bauten längst vergangener Kulturen herumklettern, hier und da ein wenig Mythologie vermittelt bekommen sowie beim Erblicken hüfthoher Befestigungen mental auf ein Feuergefecht einstellen: The Lost Legacy fügt der Uncharted-Reihe kaum Neues hinzu, was nicht über das Setting selbst hinausgeht.
Fans der Serie dürften sich wohl auch kaum mehr erwarten: Die Präsentation ist gezeichnet von wahrlich atemberaubenden Set-Pieces, Ausblicken und Animationen der Spielfiguren; die Auseinandersetzungen mit der Gegnerschaar bleibt gewohnt monoton, aber akzeptabel; die Hintergrundgeschichte der Hauptfigur ist zeitweise unterhaltsam, dabei aber niemals sonderlich überraschend. Erst im letzten Drittel von Uncharted: The Lost Legacy zieht sowohl die Handlung als auch die Action enorm an, übertrifft dabei jedoch niemals einen Vorgänger der Serie.
So bleibt wohl nur eine bedingte Empfehlung für den Titel auszusprechen: Je geringer die Erwartungen, desto höher der Unterhaltungswert. Angesichts der eher dürftigen Auswahl an Releases im August und der Preisgestaltung kann The Lost Legacy jedoch als sehr netter Zeitvertreib (rund 9 Stunden Spielzeit) gesehen werden, der vor allem für Fans der Uncharted-Reihe gedacht ist und diese nicht enttäuschen wird.
Plattform: PS4 (Version getestet), Spieler: 1, 2-10 (online), Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 23.08.2017, Link zur Homepage