The Impossible
Verfilmungen realer Katastrophen neigen oft zu verklärten Heldenbildern und übertrieben sentimentalen Geschichten. Nicht so im Fall von The Impossible. Ein unscheinbarer Film, der einen aber mit ungeahnter Wucht packt, überwältigt und erstaunt zurück lässt…
The Impossible erzählt die Geschichte der Familie Bennett. Maria (Naomi Watts), ihr Mann Henry (Ewan McGregor) und deren Söhne Lucas (Tom Holland), Thomas (Samuel Joslin) und Simon (Oaklee Pendergast) genießen in einem Urlaubshotel in Khao Lak, Thailand ihre wohlverdienten Ferien und feiern dort ihr Weihnachtsfest. Was wie ein behaglicher, wunderbarer Traumurlaub beginnt, verwandelt sich zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen jüngster Vergangenheit, als ein Erdbeben im indischen Ozean einen Tsunami von ungeahnten Ausmaßen auf die Küsten loslässt.
Im Zentrum des Films steht der Überlebenskampf der durch die Katastrophe getrennten Familie Bennett. Er schafft es dadurch, die Verzweiflung und Angst der anderen Betroffenen widerzuspiegeln. Schnell wird klar, dass sie nicht die einzigen Überlebenden sind und auch wenn der Regisseur Juan Antonio Bayona die anderen Schicksale nur streift, gelingt es ihm dennoch ihnen nicht ihre Bedeutung zu nehmen. Es geht nicht darum, wer mehr gelitten hat und wem schlimmeres widerfahren ist – alle Überlebenden sind vereint in ihrem Trauma und der schweren Aufgabe, mit dem das sie durchgemacht haben, fertig zu werden.
Bayona gelingt mit seinem Werk etwas Beeindruckendes. Er erreicht es eine zutiefst menschliche Geschichte zu erzählen, ohne in Kitsch und Klischees zu verfallen, sondern sich auf die Glaubwürdigkeit und Wahrheit seiner Figuren zu verlassen. Seine Inszenierung führt dem Zuschauer nicht nur die schier unglaubliche Naturgewalt an sich vor Augen, sondern auch die verheerenden Auswirkungen und die Probleme, mit denen die Menschen danach zu kämpfen haben. Seine Bildsprache verkommt niemals zum Selbstzweck, sondern ist stets auf seine Protagonisten, die Umgebung und die Handlung fokussiert. Mit ein Grund, warum The Impossible gänzlich von langatmigen Stellen verschont ist.
Aber es liegt auch an den Schauspielern. Naomi Watts in einer Tour-de-Force-Performance, die ihr zu Recht eine Oscar-Nominierung beschert hat, ist zwar der Mittelpunkt des Films, aber Ewan McGregor und vor allem die Kinderdarsteller, stehen ihr in ihrer Leistung in nichts nach. McGregor beweist einmal mehr, was für ein hochkarätiger Schauspieler er sein kann, wenn man ihm die richtige Rolle gibt. Tom Holland lässt hier ein schauspielerisches Potenzial erahnen, dem hoffentlich noch viele derart intensive Darstellungen folgen werden – sein Spiel ist schlichtweg atemberaubend, vor allem wenn man bedenkt, wie jung er noch ist (16 Jahre). Die anderen beiden Jungdarsteller haben zwar nur kleinere Rollen, spielen aber ebenfalls herausragend.
The Impossible ist zwar nichts für schwache Gemüter, gibt es doch die ein oder andere recht grausame Szene (es hält sich aber in Grenzen) und ist zudem gerade in emotionaler Hinsicht ein sehr aufrüttelndes Filmerlebnis. Aber ein Erlebnis, das sich auf alle Fälle lohnt. Juan Antonio Bayona hat sich mit diesem Streifen definitiv als ein Regisseur etabliert, den man in Zukunft im Auge behalten sollte.
Regie: Juan Antonio Bayona, Drehbuch: Sergio G. Sánchez, Darsteller: Naomi Watts, Ewan McGregor, Tom Holland, Samuel Joslin, Oaklee Pendergast, Laufzeit: 114 Minuten, Filmstart: 01.02.2013, http://theimpossible-movie.com/