Bauchklang-©-P.-Rauchecker

Das war der FM4 Geburtstag 2013

Vergangenen Samstag feierte FM4 Geburtstag und lud nationale und internationale Bands sowie unzählige Fans zum Feiern ein. Eine lange Party Nacht mit Highlights, aber auch mit einigen musikalischen Tiefpunkten…

Das Programm des FM4 Geburtstagsfestes (hier geht es zum Vorbericht) sorgte bereits im Vorfeld nicht gerade für die größte Begeisterung, aber man lässt sich ja auch gerne von Neuem überraschen und nahm dafür auch Minusgrade in Kauf. Ungünstigerweise musste nämlich die Hälfte des gebuchten Line-Ups in der eisigen Kälte der Open Air Bühne der Wiener Arena ihr Können unter Beweis stellen. Zitternde Gitarristenhände und krächzende Singstimmen blieben da – wie bei Friska Viljors sonst durchaus positiven Performance – nicht aus. Das Publikum jedenfalls schien die Wintertemperaturen relativ wenig zu stören, man tanzte, sprang und trank sich warm, auch zu Delphic, die einen zwar ziemlich imposanten Sound Richtung Publikum katapultierten, allerdings mit ein bisschen zu viel musikalischem Playback. Klang ganz gut, allerdings besser mit dem Rücken zur Bühne. Die Lichtshow der Open Air Bühne war dafür fast durchweg ein Hingucker, ganz im Gegensatz zu den Visuals der Videowalls. Außer man stand auf billige 80er Jahre Videos.

In der großen Halle versuchten Theme Park all jene, denen draußen doch zu kalt war von sich zu überzeugen. Ganz netter Indie-Pop, aber auch nicht so der Knaller. Ähnlich wie das sogenannte Gallagher-Protegé Jake Bugg. Der bestach zwar durch seinen eher ungewöhnlichen Musikstil und präsentierte sich mit seiner Band ein bisschen wie Oasis aus den 1950er Jahren, konnte das Publikum aber doch nicht so ganz mitreißen. Zeitgleich tobte draußen ein deutscher Rapper mit schrecklichen Stimmeffekten über die Bühne, hatte sehr lange sehr viel über Marihuana-Konsum zu sagen und begeisterte sein Publikum. Marsimoto aus Berlin war wohl Geschmackssache, aber schön zu sehen, dass die Feiernden zumindest ihren Spaß hatten.

Nach Jake Bugg war es in der Großen Halle endlich Zeit für ein richtiges musikalisches Highlight. Toro Y Moi begeisterten Musik-Nerds und Kritiker gleichermaßen. Ein eigenwilliger Musikstil, vorgetragen von Vollprofis, die ihr Handwerk verstehen. Toro Y Moi sind eine klare Empfehlung, live wie auch auf CD, unbedingt anhören.

Leider kamen nicht alle Anwesenden in diesen Genuss, denn nach dem traditionellen Anschneiden der Geburtstagstorte war draußen Feierabend, der Open-Air Bereich musste geräumt werden und das organisatorische Desaster nahm seinen Lauf. Wer bis dahin im Außenbereich gefeiert hatte und glaubte nach Sperrstunde drinnen weiter zu feiern, hatte sich geschnitten, denn drinnen war es voll (nicht wirklich, aber es macht sich wohl besser, das zu behaupten). Auch wer nur schnell eine Zigarettenpause einlegte, hatte Pech gehabt, aber mit Glück vielleicht einen Türsteher erwischt, der so nett war und einem seinen Mantel bei der Garderobe abholte. 


Vor den Türen gingen die Diskussionen und das Ärgernis verständlicherweise weiter, als Jeans Team die Bühne betraten. Das löste das Problem kurzfristig, denn die ersten Zuhörer ergriffen die Flucht. Hätte man sich nicht mit dem Gedanken an Bauchklang aufrecht gehalten, die Halle wäre wohl vor Ende des Sets der deutschen Ballermann-Spaß-Party-Proll-Band leer gewesen. Ironie und Sarkasmus, die diese Band hoffentlich zuhauf besitzen, hin oder her – Katastrophe. Egal ob Spaß oder Ernst, Musik à la Jürgen Drews in der Arena ist eindeutig zu weit jenseits der Schmerzgrenze. 
Ein riesen Dankeschön an Bauchklang, die das wieder gut machten, die die durchgehalten haben restlos begeisterten und einem durchwachsenen Abend einen gelungenen Abschluss gaben.

Wenige musikalische Highlights und eine gewohnt chaotische Organisation hinterlassen ein bisschen Enttäuschung, die nicht hätte sein müssen. Aber das wird ganz schnell vergessen und der Fokus auf die neu entdeckte Musik und die großartigen Live-Performances von Toro Y Moi und Bauchklang gelegt.