Sleep
Sleep ist eine neue koreanische Horrorkomödie, die gekonnt zwischen diesen beiden Polen balanciert. Der Film erzählt vom jungen Eheglück zwischen Soo-jin (Yu-mi Jung) und Hyun-su (Lee Sun-Kyun). Das schwer verliebte Paar erwartet den ersten Nachwuchs und alles könnte wunderbar sein. Da beginnt Hyun-su plötzlich zu schlafwandeln. Anfangs sind seine Taten irritierend aber harmlos. Doch recht bald nehmen sie eine beunruhigende Dynamik an. So isst er nächtens rohes Fleisch oder steckt schon mal den Familienhund in die Tiefkühltruhe. Soo-jin beginnt mehr und mehr um ihr eigenes und das Leben ihres Babys zu bangen. Man sucht ärztliche Hilfe. Doch ist das „ganz normales Schlafwandeln“ – oder liegt doch noch mehr dahinter?
Jason Yus Spielfilmdebüt als Regisseur (auch das Drehbuch stammt von ihm) ist eine angenehm unaufgeregte Horrorschau. Kammerspielartig inszeniert er die unheimliche Ehekrise und kann dabei gekonnt Schock und Witz parallel nebeneinander herlaufen lassen. Von seinem großen Regie-Kollegen Bong Joon-ho (Parasite) gab es dafür das größte Lob. Sleep sei der einzigartigste Horrorfilm in einer ganzen Dekade für ihn. Das ist doch mal eine Ansage.
Apropos Parasite. In jenem spielte auch der männliche Hauptdarsteller Lee Sun-Kyun eine große Rolle. Der Schauspieler ist leider 2023 verstorben. Sleep zählt zu einer seiner letzten Rollen. Darstellerisch kann man sagen, ist das hier manchmal schon sehr „koreanisch“. Das heißt, man outriert ganz schön hie und da, aber das gehört halt irgendwie dazu. Teil des Charmes quasi.
Inhaltlich stolpert der Film im letzten Drittel ein wenig unvermittelt in Richtung Übersinnlichkeit. Daran könnten sich die Geister scheiden (pun intended). Aber Sleep ist definitiv ein origineller und angenehm zurückhaltender Film, mit subtilem Humor und stark inszeniert. Nicht unwahrscheinlich, dass uns da demnächst ein maues Hollywood-Remake erwartet. Wir raten ungesehen: Greift lieber zum Original!
Der Film wurde im Rahmen des 15. Slash Filmfestivals gezeigt.
Regie und Drehbuch: Jason Yu, Darsteller: Yu-mi Jung, Sun-kyun Lee, Kim Gook Hee, Yoon Kyung-ho, Filmlänge: 95 Minuten, gezeigt auf dem Slash Filmfestival 2024