Never Let go (c) 2024 LEONINE Studios(6)

Never Let Go

5
Horror-Thriller

Es braucht kein Talent im Dechiffrieren filmischer Subtexte, um zu erkennen, dass Alexandre Ajas Psycho-Horror Never Let Go wenig mehr ist als eine nicht sonderlich subtile Metapher. Deren soziologische Stilisierung erweist sich als ähnlich problematisch wie die inszenatorische Interpretation. Jene ist hinter der fragilen Fassade von Postapokalypse und Paranoia ein Märchen monströser Mutterschaft, überdeutlich evoziert im Arbeitstitel Mother Land.

Das ist Zuhause und Welt der kindlichen Charaktere, die mit ihrer Mutter (Halle Berry) in einer einsamen Hütte in einem von finsteren Mächten heimgesuchten Wald leben. Die schaurig-schöne Szenerie voll Grimschen Grusels verrät ihre allegorische Ambivalenz schon beim ersten Ausflug der wahrhaftig fest verbundenen Familie.

 

Stricke verbinden Momma und ihre Zwillinge Samuel (Anthony B. Jenkins) und Nolan (Percy Daggs IV) stets mit dem Haus, von dem sie sich nur im Radius der symbolischen Nabelschnur entfernen. Sonst schnappt sie „das Böse“, das allein Momma sieht. Auf Spielfilmlänge strapaziert, stagniert die Spannung mit der spartanischen Handlung.

Zweite funktioniert einzig dank atmosphärischer Settings und Berrys eindringlicher Darstellung des Kampfs gegen innere Dämonen – und toxische Tropen. Noch unangenehmer als das der Übermutter ist die buchstäbliche Dämonisierung von Neurodiversität. Plumpe Jump Scares untergraben die spukhafte Stimmung der psychopathologischen Parabel, die sich so ängstlich an reaktionäre Ressentiments kettet wie die Figuren aneinander.

Regie: Alexandre Aja, Drehbuch: Ryan Grassby, KC Coughlin, Darsteller: Halle Berry, Anthony B. Jenkins, William Catlett, Stephanie Lavigne, Matthew Kevin Anderson, Filmlänge: 101 Minuten, Kinostart: 26.09.2024

Never Let Go




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