Ein Mann Namens Otto
Weit amüsanter als die altbekannten Witze in Marc Forsters rührseligem Remake des schwedischen Oscar-Anwärters Ein Mann Namens Otto ist der Umstand, dass die auf Fredrik Backmans gleichnamigem Roman basierende Filmvorlage nie mehr war als eine nordische Variation ur-US-amerikanischer Kino-Klischees. Diese kommen zu voller Blüte in einer narrativ nahezu identischen Neuauflage, die klebrige Süßlichkeit als trockenen Witz verkauft.
Das ist nicht das einzige Verlogene an der generischen Geschichte des titelgebenden Rentners (Tom Hanks), der zwischen gescheiterten Selbstmordversuchen unverhofft neuen Lebenssinn findet. Das verdankt der zum wiederholt buchstabierten Otto umgetaufte Protagonist wie so viele marode Filmmänner einer aus dem Nichts auftauchenden jungen Frau.
Hier ist es die neue Nachbarin Marisol (Mariana Treviño), die trotz kleiner Töchter, Umzug und fortgeschrittener Schwangerschaft nichts besseres zu tun hat, als ihren unwirschen Nachbarn in die zerfallende Straßengemeinschaft zu (re)integrieren. Auch die restliche Anwohnerschaft zeigt unermüdliche Freundlichkeit gegenüber dem lebensmüden Witwer, der alle wie ein Blockwart kontrolliert.
Dieses symbolisch gefärbte reaktionäre Reglement weißer wohlhabender alter Cis-Männer verklärt David Magees Drehbuch mit plakativen Metaphern zu altruistischem Aktivismus und toleranter Tatbereitschaft. Hält Otto sich nicht gerade eine Flinte ans Kinn, unterstützt er Marisol und die anderen materiell oder als Mentor, ohne je dazulernen zu müssen. Depression wird negiert, Lebensfreude oktroyiert.
Regie: Marc Forster, Drehbuch: David Magee, basierend auf dem Roman von Fredrik Backman, Darsteller: Tom Hanks, Rachel Keller, Manuel Garcia-Rulfo, Kailey Hyman, Lavel Schley, Mariana Treviño, Filmlänge: 126 Minuten, Kinostart: 03.02.2023