Prey
Mit der vierten Fortsetzung des unausrottbaren Predator-Franchise Prey erschafft Dan Trachtenberg endlich den effektiven Nachfolger, zudem keiner der fünf anderen Leinwand-Auftritte (Crossover-Begegnungen mit Aliens mitgezählt) des monströsen Jägers richtig taugte. Umso unverständlicher, dass die nicht nur handwerklich überzeugende Mischung aus Sci-Fi-Horror und Abenteuer-Action nur einen Streaming-Release erhält.
Dabei ist die von Drehbuchautor Patrick Aisons mit dem Regisseur entworfene Story zwar erwartungsgemäß dünn, aber dennoch merklich durchdachter als das Original, dessen Grundstruktur sie aufgreift. Die von Amber Midthunder mitreißend verkörperte Heldin, für die der Kampf zur Selbstbehauptungsprobe wird, ist deutlich interessanter und sympathischer als ihre Vorgänger.
Das altbekannte Märchen verborgener Stärke, angesiedelt in den Great Plains des 17. Jahrhunderts, durchzieht neben der obligatorischen Disneyfizierung punktuelle Kritik an dem martialischen Ideal, dem Kernmotiv des Predator-Konzepts. Die straffe Handlung zieht eine naheliegende, aber nichtsdestotrotz effektive Parallele zwischen Alien-Invasoren und europäischen Kolonialisten.
Zweite sind nicht nur heimtückischer als der ausschließlich auf potenzielle Aggressoren ausgerichtete Titelcharakter (Dane DiLiegro), den Naru auf ihren von den Jägern missbilligten Streifzügen entdeckt, sondern langfristig auch die größere Bedrohung. Doch diese dramaturgische Dynamik bleibt unfertig wie in Trachtenbergs ähnlich individualistischem Sequel 10 Cloverfield Lane, das sich ebenfalls als eigenständige Erzählung besser entfaltet hätte.
Regie: Dan Trachtenberg, Drehbuch: Patrick Aison, Darsteller: Amber Midthunder, Dane DiLiegro, Harlan Blayne Kytwayhat, Geronimo Vela, Dakota Beavers, Mike Paterson, Filmlänge: 99 Minuten, Filmstart: 05.08.2022 (Disney+ Star)