Tod auf dem Nil
Die toxischen Auswirkungen Armie Hammers und der Pandemie ließen schon annehmen, Kenneth Branagh zweite Agatha-Christie-Verfilmung Tod auf dem Nil würde lautlos auf irgendeinem Streaming-Dienst untergehen. Womöglich wäre das besser gewesen. Der von der Romanvorlage deutlich distanzierte Hochglanz-Krimi wird vom überbordenden Ego des Regisseurs und Hauptdarstellers fast versenkt.
Wenn die wie das gesamte starbesetzte Ensembles unter Mordverdacht stehende Rosalie (Letitia Wright) dem pompösen Detektive Hercule Poirot seine Selbstverliebtheit vorhält, passt dies nahtlos auf Branagh. Der kappt die Nachforschungen im Mordfall der steinreichen Linnet Doyle (Gal Gadot), deren Hochzeitsreise auf einem Nil-Kreuzer tödlich endet, zugunsten einer atmosphärisch und dramaturgisch unpassenden Kriegsromanze.
Letzte erzielt statt Tragik mehr aberwitzige Komik. Ein unfreiwilliger Effekt, den einige hochdramatische Momente haben. Des Meisterermittlers ulkige Marotten sind hingegen ernüchternd unlustig, besonders, da Branagh dessen Persönlichkeit vom gefräßigen Angeber (wie Christie Poirot schrieb) zum tragischen Helden theatralisiert. Die Verdächtigen, immer einer der amüsantesten und interessantesten Aspekte der Romane und Verfilmungen, können somit kaum ihre Persönlichkeiten ausspielen.
Scheinheilige Versuche, Christies Bigotterie mit Diversität zu kaschieren, sind ebenso fehlgeleitet wie ineffektiv. So ist die mörderische Flussfahrt durch CGI-Kulissen für das Kinopublikum kaum vergnüglicher als die Charaktere. Wer es von denen gewesen ist? Dank des grobmechanischen Drehbuchs kein großes Rätsel.
Director: Kenneth Branagh, Drehbuch: Michael Green, basierend auf dem Roman von Agatha Christie, Darsteller: Gal Gadot, Emma Mackey, Rose Leslie, Kenneth Branagh, Armie Hammer, Sophie Okonedo, Letitia Wright, Annette Bening, Filmlänge: 127 Minuten, Kinostart: 10.02.2022