The King’s Man – The Beginning
Nach zwei Teilen seiner Alt-Right-Action-Comedy The King’s Man scheint Matthew Vaughn endlich bereit zuzugeben, wer die wahre Zielgruppe seines auf Mark Millers gleichnamiger Comic-Reihe basierenden Franchise ist. Eine Alibi-Identifikationsfigur jüngerer Zuschauer verfrachtet die den Ersten Weltkrieg umspannende Haupthandlung an den äußerten Rand, von wo aus sie die historischen Einsätze des elitären Establishments nur neidvoll beobachten darf. Das eine Riege mehr oder minder prominenter Persönlichkeiten der Weltgeschichte verschleißende Hohelied auf adelige Agenten ist ein Film von reaktionären alten weißen Männer für eben dieses Publikum, das in seinen Ressentiments schwelgen darf: Klassismus, Misogynie, Xenophobie, Kolonialismus, Chauvinismus, Snobismus und eine Extraportion Homophobie.
Die penetrante Ironie der aufgewärmten Gewalt-Gags der Vorgänger ist so manipulativ wie die heruntergebetete Staatskritik. Dass Pseudo-pazifistische Kolonialisten wie der Duke of Oxford (Ralph Fiennes) und Kriegstreiber wie General Kitchener (Charles Dance) Mitgefühl verdienten, weil ihnen die mitverantworteten imperialistischen Gräuel Gewissensbisse bereiten. Dabei stellt die Origin-Story des titelgebenden Gentlemen-Geheimbundes mit jeweils einer weiblichen und POC Token-Figur klar, dass tatsächlich die Gegner von Militär und Monarchie für Kriege, Katastrophen und Kaschmirschals verantwortlich sind. Elitäre Machtstrukturen stilisiert der fortschrittsfeindliche Plot zur Rettung einer Welt, in der Väter sich stolz zu den Männer erklären, die ihre Söhne geworden wären.
Regie: Matthew Vaughn, Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek, basierend auf dem Comic von Mark Millar und Dave Gibbons, Darsteller: Stanley Tucci, Matthew Goode, Gemma Arterton, Ralph Fiennes, Aaron Taylor-Johnson, Rhys Ifans, Charles Dance, Daniel Brühl, Tom Hollander, Djimon Hounsou, Filmlänge: 131 Minuten, Kinostart: 06.01.2022
