Happiest Season
Wenig überraschend für eine Weihnachtsromanze mit überdurchschnittlicher Besetzung ist Clea DuValls zweite Regiearbeit Happiest Season ebenso herzerwärmend wie vorhersehbar und harmlos. Doch gerade diese Konventionalität scheint Teil der Botschaft von (Selbst)Akzeptanz und Toleranz, die DuVall und ihre Co-Drehbuchautorin Mary Holland mit dickem Zuckerguss servieren. Einerseits soll die Standardstory um die überangepasste Lokalpolitiker-Tochter Harper (Mackenzie Davis) und Langzeitpartnerin Abby (Kristen Stewart) dem queeren Zielpublikum das oberflächliche Vergnügen einer Hochglanz-Feiertagsromanze liefern, andererseits biederen Kleinstädtern schonend beibringen, dass Lesben doch tatsächlich normale Menschen sind. Zweites resultiert in derart angepasster Verzagtheit, dass es Erstes trotz des DuValls Coming-outs in Frage stellt.
Diese Ambivalenz spiegelt ironischerweise die Lage Abbys, der als Undercover-Gast auf Harpers Familienweihnacht Zweifel an deren Gefühlen kommen. Das jahrzehntelange Versteckspiel vor Verwandtschaft wirkt selbst gepolstert in amüsante Verwicklungen zu gravierend, um pünktlich zum Fest zu verpuffen. Harpers fassaden-fokussierte Eltern (Mary Steenburgen, Victor Garber) lernen eher eine Lektion über zeitgemäße Wahlkampf-Statements als Empathie. So wird einmal mehr suggeriert, Bigotterie sei mit unendlicher Nachsicht zu begegnen. Dabei liegt zum Greifen nah ein alternatives Happy End, das wäre zugleich glaubhafter und befriedigender. Gute Darstellerinnen und Absichten retten knapp die liebenswerte Story, der ausgerechnet die narrativ hochgehaltene Qualität mangelt: Authentizität.
Regie: Clea DuVall, Drehbuch: Clea DuVall, Mary Holland, Darsteller: Dan Levy, Alison Brie, Mackenzie Davis, Kristen Stewart, Jake McDorman, Aubrey Plaza, Mary Steenburgen, Filmlänge: 102 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 21.10.2021