Cry Macho
Letztlich liefert Clint Eastwoods altersschwacher Western Cry Macho neben sogar für das Handlungsjahr 1979 inakzeptablen sexistischen und rassistischen Stereotypen tatsächlich ein aufschlussreiches Porträt überholter Männlichkeitskonzepte: als unbeabsichtigte Selbstenthüllung eines im ewiggestrigen Elfenbeinturm gefangenen alten weißen Konservativen. Der 90-jährige Hauptdarsteller, Produzent und Regisseur ignoriert stur, dass die Welt sich weitergedreht hat und seine blechernen Moralpredigten, Mannwerdungsmythen, peinlichen Potenz-Phantasien und Cowboy-Kitsch mittlerweile als der revisionistische Narzissmus benannt werden, der sie schon immer waren. So stolpert er buchstäblich als abgehalfterter Ex-Rodeo-Champion Mike Milo durch Nick Schenks anbiedernden Aufguss eines Originaldrehbuchs und Romanderivats, die selbst beider Autor N. Richard Nash für misslungen hielt.
Jede Szene wird dialogisch erklärt. Zum Auftakt erzählt Ex-Boss Howard (Dwight Yoakim) Mike dessen eigene Biografie plus Plot-Prämisse: Mike soll Howards Teenager-Sohn Rafo (Eduardo Minett) vor seiner verantwortungslosen Mutter (Fernanda Urrejola) aus Mexiko retten. Der halb tot aussehende Eastwood – oft auch sein Stuntman – reitet unterwegs Wildpferde zu, haut Schurken um, wird von Jahrzehnte jüngeren Frauen angeschmachtet, für den Bad Boy und dessen Kampfhahn namens Macho zur Vaterfigur und Dorftierarzt der korrupten, ahnungslosen und komplett unfähigen Mexikaner. Der mit egozentrischer Ignoranz reflektierte Machismo wird permanent idealisiert, was die Kritik daran noch alberner macht als tiefschürfendes Gerede um „Macho cock“.
Regie: Clint Eastwood, Drehbuch: Nick Schenk, basirend auf dem Roman von N. Richard Nash, Darsteller: Clint Eastwood, Dwight Yoakam, Fernanda Urrejola, Brytnee Ratledge, Natalia Traven, Filmlänge: 104 Minuten, Kinostart: 21.10.2021