Promising Young Woman

Vom hintersinnigen Titel bis zum knallpinken Abspann-Font ist Emerald Fennells brillantes Spielfilmdebüt Promising Young Woman eine analytische Abrechnung mit unserer frauenverachtenden Gesellschaft. Deren Zynismus begründet zorniger Schmerz, nicht nur über allgegenwärtige sexistische Gewalt, sondern deren strukturelle Konzession und Fortführung. Gleich der ehemaligen Medizin-Studentin Cassie (Carey Mulligan) bedient sich die Drehbuchautorin und Regisseurin statt des Brecheisens lieber des Skalpells. Schicht für Schicht seziert der präzise Plot die misogynen Dogmen, laut derer das Leben einer jungen Frau weniger wert ist als das Image eines Mannes. Den routinierten Chauvinismus des Unterhaltungskinos zitierende Poster sind ebenso sorgsam gewählt wie jeder Song des multireferenziellen Pop-Soundtracks.

Parodistische Verweise auf die dramaturgischen Konventionen von Melodram und Romantikkomödie demontieren amüsant deren Banalisierung weiblicher Emotionen und toxische Mythen vom „netten Kerl“. Dafür hält sich jeder der Typen, die eine vermeintlich volltrunkene Cassie aufgabeln und zu vergewaltigen versuchen. Ihre Konfrontation der potenziellen Täter ist Teil einer Vergeltung, im Zuge derer Fennell ungeschönt die fatalen Auswirkungen und vielfältigen Facetten von Rape Culture enthüllt. Die Revanche ihrer von Mulligan differenziert verkörperten Heldin, die selbst der system(at)ischen Manipulation zu erliegen droht, ist ein bitteres Fanal gegen übermächtige Strukturen. Jene manifestieren auch im Kinosaal, wo die sexuellen Übergriffe auf die Hauptfigur belacht werden.

Regie und Drehbuch: Emerald Fennell, Darsteller: Carey Mulligan, Bo Burnham, Alison Brie, Clancy Brown, Adam Brody, Jennifer Coolidge, Christopher Mintz-Plasse, Filmlänge: 113 Minuten, Kinostart: 19.08.2021