Jungle Cruise

Wem das filmische Äquivalent einer Wasserachterbahn genügt, findet immerhin mäßige Unterhaltung in Jaume Collet-Serras Action-Abenteuer Jungle Cruise. Dessen Mangel an Originalität scheint wenig verwunderlich, bedenkt man, dass die familienfreundliche Flussfahrt auf einer fast 60 Jahre alten Freizeitpark-Attraktion basiert. Im Fahrwasser des gleicher Art entstandenen Pirates of the Caribbean steuert Jungle Cruise ein neues Franchise an. Die reale Fahrtstrecke von sieben Minuten entspricht etwa der Halbwertzeit des auf über zwei Stunden gestreckten Plots. Der ist erwartungsgemäß lediglich Aufhänger rasant choreografierter Stunts, die das Ideendefizit kaum kaschieren. Entscheidendes Manko der in der Produktionshölle durchgeschmorten Story sind indes die fehlende Spannung und Figurendynamik.

Letzte war neben dramatischer Fallhöhe die Hauptqualität des klassischen Vorbilds African Queen, der seinerzeit Disneylands Attraktion inspirierte. Dwayne Johnsons Bodybuilder-Bogart Captain Frank, die abenteuerlustige Forscherin Lily (Emily Blunt) und ihr affektierter Bruder (Jack Whitehall) sind so ungeniert aus anderen Filmfiguren zusammengeflickt, dass ihnen trotz soliden Schauspiels jede Individualität fehlt. Die Hommage an Indiana Jones und Romancing the Stone deklariert den Verzicht auf deren Sexismus und Rassismus eher als taktische Konsens denn selbstkritische Revision. Das für Disney-Verhältnisse phänomenale Bisschen Diversität ist Teil der kommerziellen Kalkulation, die den harmlosen Urwaldausflug zum perfekten Pendant des Originals macht: technisch tadellos, teuer und mechanisch.

Regie: Jaume Collet-Serra, Drehbuch: Michael Green, Glenn Ficarra, John Requa, John Norville, Josh Goldstein, Darsteller: Emily Blunt, Dwayne Johnson, Jesse Plemons, Edgar Ramírez, Veronica Falcón, Paul Giamatti, Filmlänge: 127 Minuten, Kinostart: 29.07.2021