In the Heights
Diskriminierung, drohende Deportation und demographischer Wandel sind kein Grund zur Trübsal in Jon M. Chus Kinoadaption des Bühnen-Hits In the Heights. Dessen spärliche Konflikte nivelliert das von Theaterautor, Produzent und Darsteller Lin-Manuel Miranda mitverfasste Drehbuch zu einem seichten Sommertanz in sengender Hitze. Die fühlt sich so künstlich an wie die Kulissen des titelgebenden Viertels, das zum klischeebelasteten Ideal migrantischer Assimilation wird. Ethnische Spannungen und Existenznot kennt kein Mitglied des Einwanderer-Ensembles, das eine Paradetruppe unbedrohlicher Stereotypen abbildet. Der auf der Theaterbühne von Miranda verkörperte Usnavi (Anthony Ramos) trägt das Konzept des ungebildeten Arbeitsemigranten voll unerschütterlichen US-Patriotismus buchstäblich im Namen.
Noch reduktiver trifft diese Palaktivität Abuela (Olga Merediz), Großmutterfigur Usnavis, seines idealistischen jungen Cousins Sonny (Gregory Diaz IV), der Bildungsaufsteigerin Nina (Leslie Grace), Usnavis Flamme Vanessa (Melissa Barrera) und all der anderen attraktiven jungen Menschen, die zweieinhalb Stunden lang in stylischen Kostümen durch eine West Side Story ohne Bandenkrieg und Liebeskämpfe tanzen und turnen. Wenn die zu sentimentalen Songs geschmetterten Texte soziale und politische Faktoren aufgreifen, dann nur, um zu versichern, dass dergleichen ihrer Lebenslust und Laune nichts anhaben kann. Eine Textänderung, die einen Seitenhieb gegen Trump auf Tiger Woods ummünzt, unterstreicht, welches weiße mittelständische Publikumssegment hier eingelullt werden soll.
Regie: Jon M. Chu, Drehbuch: Quiara Alegría Hudes, basierend auf dem Musical von Lin-Manuel Miranda, Darsteller: Anthony Ramos, Melissa Barrera, Leslie Grace, Corey Hawkins, Olga Merediz, Jimmy Smits, Filmlänge: 143 Minuten, Kinostart: 22.07.2021