Der Weg nach Los Angeles (c) 1936, 1985 John Fante, 2017 Aufbau Verlag(2)

Der Weg nach Los Angeles

Wie wäre es mal wieder mit ein bisschen John Fante? Diesmal widmen wir uns seinem ersten Roman Der Weg nach Los Angeles, der allerdings erst nach seinem Tod zum ersten Mal veröffentlicht wurde, also knapp 50 Jahre nachdem er ihn geschrieben hat.

Nach dem Tod seines Vaters muss sich der achtzehn Jahre alte Arturo Bandini in einer Fischfabrik den Unterhalt für Mutter, Schwester und sich selbst verdienen. Sie leben in einem Vorort von Los Angeles und eigentlich hat Arturo so gar keine Lust auf die schwere Arbeit in der Fabrik. Er liest viel lieber Schopenhauer und Nietzsche und träumt davon ein bedeutender Schriftsteller zu werden. Alles andere ist diesem Ziel untergeordnet und steht meistens im Weg, sogar seine Mutter und Schwester – ganz besonders seine Schwester, mit der er sich einen laufenden Kleinkrieg liefert. Er selbst hält sich für ein verkanntes Genie und seinen ersten Roman für ein Meisterwerk, ganz egal, dass außer ihm das niemand so sieht. Arturo kommt zu der Überzeugung, dass der kleine Vorort, in dem er mit seiner Familie lebt, schlichtweg zu kleinkariert ist, um seine geistige Größe und seine Schaffenskraft zu würdigen und er beschließt sich auf den Weg nach Los Angeles zu machen.

Arturo Bandini war das Alter Ego von John Fante und Der Weg nach Los Angeles quasi der Auftakt zu seiner insgesamt vierteiligen Reihe über diesen Protagonisten. Während die späteren Teile allesamt zu Fantes Lebzeiten veröffentlicht wurden, blieb Der Weg nach Los Angeles bis nach seinem Tod unveröffentlicht. Wieder einmal kann man sich nur über die damaligen Verlage wundern und dadurch auch überdeutlich mit diesem sarkastischen, arroganten und sehnsüchtigen jungen Bandini mitfühlen, denn Der Weg nach Los Angeles ist wieder einmal ein enorm unterhaltsamer Roman. Obwohl sein Protagonist manchmal ein richtiger Mistkerl und geradezu bösartig gemein sein kann, gelingt es Fante ihn trotzdem so liebevoll, nachvollziehbar, glaubwürdig, witzig und komplex darzustellen, man mag diesen Bandini einfach, man fühlt mit ihm mit, versteht ihn, glaubt an ihn, hofft, liebt, freut und leidet mit ihm mit.

So gesehen ist es einfach unverständlich und unverzeihlich, dass Der Weg nach Los Angeles erst so spät veröffentlicht wurde, andererseits merkt man schon, vor allem im Vergleich zu späteren Werken von John Fante, dass dieser Roman stellenweise ungeschliffen ist. Der Weg nach Los Angeles ist roher, direkter, manchmal auch plumper als andere seiner Romane, aber er ist dadurch auch enorm lebensnah, energiegeladen und mitreißend. Die Ecken und Kanten zeichnen diesen Roman aus und bilden einen essentiellen Bestandteil der Atmosphäre der Geschichte und seines Protagonisten. Der Weg nach Los Angeles ist eben wild und ungestüm, genau wie der junge Arturo Bandini, genau wie das Leben selbst es nun mal auch immer wieder ist.

Der Weg nach Los Angeles von John Fante, 256 Seiten, erschienen im Aufbau Verlag.