Das schaurige Haus
Nach dem Tod des Vaters zieht der sechzehnjährige Hendrik (León Orlandianyi) zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder von Hannover in die Kärntner Provinz Bad Eisenkappel. Hendrik ist deswegen mächtig angepisst. Dass die Familie in ein altes, heruntergekommenes Haus zieht – in dem es noch dazu spuken soll – macht die Sache nicht besser. Vor 30 Jahren hat hier eine Mutter ihre beiden Söhne vergiftet und danach Selbstmord begangen, so der Dorf-Tratsch. Seither hat es kein Nachmieter lange in dem Haus ausgehalten. Und tatsächlich: auch Hendrik bekommt bald das Gefühl, dass in dem Haus etwas Unheimliches vorgeht. Zusammen mit dem nerdigen Fritz (Lars Bitterlich) und der feschen Ida (Marii Weichsler), versucht er das Geheimnis um das schaurige Haus zu Lüften.
Ein bekannter Witz lautet: Haben Sie Angst vor dem Weltuntergang? Dann ziehen Sie nach Österreich – hier passiert alles fünf Jahre später! Diese Formel lässt sich wunderbar auf die Themen der österreichischen Filmlandschaft übertragen. Gerade auch auf den österreichischen Horrorfilm. Während etwa Slasher-Filme wie Scream Mitte der 90er Jahre Furore machten, zog Österreich dann erst im Jahre 2006 mit In 3 Tagen bist du tot nach. Seit über 10 Jahren sind Geister- und Spukhaus Geschichten in Film und Serie wieder en vogue. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte das Genre-Revival dann 2018, mit der Netflix-Serie Spuk in Hill House. Danach schien erst mal alles gesagt zu diesem Thema. Doch nun zieht Österreich doch noch nach mit Das schaurige Haus.
Regie führte Andreas‘ Sohn Daniel Prochaska. Es handelt sich dabei um sein Kino-Debüt. Die Inszenierung ist mitunter einer der stärksten Pluspunkte von Das schaurige Haus. Langsam entfaltet Prochaska Jr. seine Geschichte, um schließlich spätestens ab der Hälfte des Films, die Spannungsschraube gekonnt anzuziehen. Zudem würzen die Macher die bewährte Gruselhaus-Thematik mit den Zutaten einer weiteren erfolgreichen Netflix-Serie – Stranger Things. Ein Umstand der auch durch den exzellenten Soundtrack unterstrichen wird. Den komponierte Karwan Marouf. Ein weiterer Pluspunkt auf der Habenseite.
Ansonsten muss man allerdings feststellen: Im Spukhaus nichts Neues. Die Geschichte entfaltet sich erwartungsgemäß, Überraschungen bleiben aus. Das Ende passiert dann etwas gar abrupt und so mancher erzählerischer Strang bleibt dabei auf der Strecke. Das Drehbuch ist somit der größte Schwachpunkt des Unternehmens. Zudem bleiben die mimischen Fähigkeiten von Hauptdarsteller León Orlandianyi überschaubar. Als Einstand völlig in Ordnung, doch etwas hinter den Leistungen seiner jugendlichen Kollegen einzuordnen.
Das schaurige Haus ist ein sanfter Gruselfilm, zugeschnitten für ein junges Publikum ab 10 Jahren. Der Film ist spannend und mitreißend, jedoch nicht in allen Belangen überzeugend. Viel Potential und Luft nach oben. Aber inszenatorisch und atmosphärisch zählt der Film sicher zu den besseren Genrefilmen der letzten Jahre in der österreichischen Kinolandschaft. Besonders empfehlenswert für einen Kinobesuch für Eltern mit ihrem gruselwilligen Nachwuchs.
Regie: Daniel Prochaska, Drehbuch: Marcel Kawentel, Timo Lombeck, basierend auf dem Roman von Martina Wildner, Darsteller: Julia Koschitz, Inge Maux, Michael Pink, Lars Bitterlich, Filmlänge: 100 Minuten, gezeigt auf dem SLASH Filmfestival 2020