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Adjustment Day

Chuck Palahniuk ist vermutlich einer der einflussreichsten Autoren der Gegenwart. Mit Adjustment Day hat er einen seiner besten Romane seit langem geschrieben, eine scharfe, brutale und kritische Satire.

Machthungrige Politiker haben die Welt an den Rand eines neuen Weltkriegs getrieben. Millionen jugendlicher Soldaten sollen geopfert werden. Natürlich trifft es wie immer die mittellose Unterschicht. Doch angeführt vom ominösen Talbott Reynolds und seinem “Schreiberling” Walter startet die verzweifelte Menschheit eine Revolution gegen die Reichen und Mächtigen und stürzt sie in einem kurzen, brutalen Angriff, um eine neue Weltordnung ins Leben zu rufen. Doch die geplante und auf dem geduldigen Papier so schön durchdachte neue Utopie entwickelt sich zum Alptraum für viele. Aufgespalten in die drei Regionen Blacktopia, Gaysia und Caucasia zeigt sich, es ist gar nicht so leicht, ein modernes Amerika zu regieren.

Es ist auch gar nicht so leicht dem Inhalt von Adjustment Day in einer Kurzfassung gerecht zu werden. Chuck Palahniuk schreibt sich quer durch zahlreiche Figuren und ihre Geschichten, springt dabei scheinbar wahllos hin und her und erschafft damit ein großes literarisches Zeitbild. Gnadenlos, provokant und mit viel schwarzem Humor geht er dabei mit unserer Gesellschaft und unseren Machtstrukturen ins Gericht. Adjustment Day erinnert dabei auch stark an einige Werke von Kurt Vonnegut, von dem sich Palahniuk hier eventuell eine Scheibe abgeschnitten hat (und ihn auch im Roman erwähnt), vor allem in der Hinsicht, dass es ihm weniger um die Figuren geht, als vielmehr darum ein umfangreiches satirisches Werk zu erschaffen, das mehr von seiner Absurdität und Humor lebt, als von Protagonisten getragen wird.

Dies führt im Umkehrschluss auch dazu, dass einem die Charaktere nicht wirklich nahe gehen oder im Gedächtnis bleiben, im Vordergrund steht das Gefühl und die Stimmung des Romans, die Ereignisse, die er schildert. Das wirkt stellenweise vielleicht zerfahren und gerade gegen Ende hin auch etwas langatmig, aber es funktioniert im Gesamten gesehen dennoch hervorragend. Als einzigen wirklichen Schwachpunkt darf man eigentlich nur das Ende hervorheben, während Adjustment Day mit einem Knall beginnt und ein hohes Tempo und zahlreiche Seitenhiebe auf unsere Welt (und allem was darin schief läuft) austeilt, ist das Ende wiederum ein leises, beinahe unscheinbares Ausklingen der Handlung. Das ist zwar schade, aber es ändert auch nicht viel daran, das bis dahin Adjustment Day einer seiner besten, (ge)wichtigsten und provozierendsten Romane seit langem ist – eine absolute Pflichtlektüre.

Adjustment Day – Tag der Abrechnung von Chuck Palahniuk, 512 Seiten, erschienen in der Reihe Festa Must Read im Festa Verlag.