The Climb
Was zerstört eine Freundschaft? Wie stark kann Freundschaft sein? Was zeichnet Freundschaft aus? Michael Angelo Covinos Langfilm-Debüt versucht diese Fragen zu beantworten.
Kyle (Kyle Marvin) und Mike (Michael Angelo Covino) sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Doch die Freundschaft gerät ins Wanken, als Mike seinem treuen Gefährten Kyle gesteht, mit dessen Verlobten geschlafen zu haben. Was dies für die Beziehung der beiden Männer bedeutet erzählt The Climb in mehreren Etappen.
Wahre Freundschaft ist wie Radfahren. Am Anfang braucht es Stützräder, doch nach ein wenig Zeit kann man es und es hält ein Leben lang. Man fällt oft hin, probiert neue Räder aus und lässt das Fahrrad auch mal einige Jahre unberührt. So ist es auch mit der Freundschaft. Genau diese Metapher versucht Covino, der bei The Climb Regie führt, sowie eine der Hauptrollen spielt, auf die Leinwand zu bringen. Das filmische Erlebnis gleicht eher einem gemütlichen Radausflug, als einem aufregenden und herausfordernden Radrennen. Die Geschichte rund um die beiden Hauptcharaktere ist sehr reduziert und wird in mehreren Akten erzählt. Dabei springt der Film über Jahre, um die Entwicklung der Protagonisten und ihrer Freundschaft zu erzählen. Diese narrative Entwicklung wirkt jedoch wie eine dramaturgische Fahrt mit Stützrädern, denn The Climb weiß nicht wohin es geht. Es gibt kein Ziel. Die Erzählung ist mehr eine Momentaufnahme von mehreren Jahren, was dem Film einiges an Dynamik nimmt. Zu Beginn ist es interessant die Geschichte der beiden Freunde zu verfolgen, doch leider verliert Covinos Regie-Debüt relativ schnell an Zugkraft.
Auch die Kamera kann die dahinplätschernde Narration nicht aufregender gestalten. Im Gegenteil: Der Film ist sehr entschleunigt. Es gibt sehr wenige Schnitte, die meisten Einstellungen wurden in längeren One Shots gedreht. Dies bietet einige interessante Kameraperspektiven und Kamerafahrten, doch leider sind es zu wenige, sodass The Climb nicht die Kurve kratzt. Man merkt dem Film an, dass Covino vorher nur Kurzfilme dirigiert hat. Auch mit einer doch kürzeren Laufzeit von 94 Minuten gibt es doch einige Momente, in denen man ordentlich durchschnaufen muss oder aufs Handy schaut.
Die Mischung aus trockenem, schwarzem Humor und einer ernsten Thematik wäre ja gut, aber der Komik im Film geht auch immer mehr die Luft aus. Es gibt eine Handvoll Szenen, die wirklich witzig geschrieben sind, der Rest ist leider ein Rohrkrepierer nach dem anderen. Die Figuren sind sehr kantig, was für die dramaturgische Dynamik vorteilhaft ist, dennoch fällt es schwer sich mit den wenigen Charakteren, die es in The Climb gibt, zu identifizieren oder überhaupt zu sympathisieren. Und das obwohl die schauspielerische Leistung durchaus okay ist. Das klingt jetzt nicht überwältigend, doch die Darsteller machen ihren Job einwandfrei. Klar, hier und da hätte man noch an den Schrauben drehen können, aber an den Schauspielern scheitert der Film nicht.
The Climb ist ein Film, der ein schönes Thema szenenweise lustig und interessant auf die Leinwand bringt. Doch aufgrund von zu entschleunigter, zu glatter Erzählung und Kameraführung fehlt es dem Film an nötiger Stärke, um den Zuschauer, die Zuschauerin an den Film und seine Charaktere zu binden.
Regie: Michael Angelo Covino, Drehbuch: Michael Angelo Covino, Kyle Marvin Darsteller: Michael Angelo Covino, Kyle Marvin, Gayle Rankin, Judith Godrèche Filmlänge: 94 Minuten, Kinostart: 04.09.2020