Fremd in der Welt
Mit Fremd in der Welt gibt Macon Blair sein Regiedebüt und erzählt von einer Frau, der es schlichtweg reicht und die beschließt sich nichts mehr gefallen zu lassen.
Ruth (Melanie Lynskey) hat immer wieder mit Depressionen zu kämpfen, ganz zu schweigen mit der Ignoranz und Rücksichtslosigkeit ihrer Mitmenschen. Eines Tages bricht jemand in ihre Wohnung ein und bestiehlt sie, dabei gibt es bei ihr gar nicht viel zu klauen. Auch die Polizei ist keine große Hilfe. Jetzt reicht es ihr endgültig. Gemeinsam mit ihrem exzentrischen Nachbarn Tony (Elijah Wood) begibt sie sich auf die Suche nach den Einbrechern. Was ihr zunächst einen unerwarteten positiven Auftrieb und einen neuen Lebenssinn beschert, wird bald zu einem großen Problem. Denn die beiden bekommen es unverhofft mit überaus gefährlichen und skrupellosen Verbrechern zu tun.
Macon Blair (Blue Ruin, The Florida Project) zeichnet für Drehbuch und Regie von Fremd in der Welt verantwortlich, letzteres stellt zudem sein Debüt dar. Anfangs läuft auch alles bestens. Der Film startet vielversprechend. Melanie Lynskey und Elijah Wood spielen fabelhaft, allen voran Lynskeys Ruth ist wahrlich eine toll geschriebene und gespielte Hauptfigur. Spannung baut sich auf und auch der schwarze Humor kommt nicht zu kurz. Überhaupt bietet Fremd in der Welt zunächst einen herrlich ungewohnten Blick auf die Welt und einen frischen Blickwinkel seitens seiner Protagonistin. Doch dann, irgendwann, in etwa zu der Zeit, als die Hauptfiguren auf die Verbrecher stoßen und die wahren Probleme, wie zumindest das Drehbuch meint, beginnen, fällt der Film fürchterlich auseinander.
Es gibt einen harten Sprung in Sachen Stimmung und Genre der Geschichte und passt so überhaupt nicht zur ersten Hälfte. Ab diesem Moment, wenn Fremd in der Welt diesen Wechsel vollzieht, verliert die Geschichte zusehends an Spannung und Originalität, die Handlung zieht sich in die Länge und es verschwindet das Interesse an den Figuren und leider auch an der bis dahin so tollen Protagonistin. Man merkt deutlich den Einfluss, den Jeremy Saulnier (Blue Ruin, Green Room) auf die Arbeitsweise von Macon Blair hatte. Was voller Einfälle und Individualität beginnt, verkommt mit fortschreitender Handlung zusehends zu einem erzwungenen, uninspirierten und plumpen Arthouse-Drama, das sich für (ge)wichtiger hält, als es ist, und mehr aussagen will, als es tut.
Regie und Drehbuch: Macon Blair, Darsteller: Melanie Lynskey, Elijah Wood, Gary Anthony Williams, Michelle Moreno, Lee Eddy, Filmlänge: 93 Minuten, Netflix Release: 24.02.2017