Prinzessin Mononoke
Prinzessin Mononoke ist ein Meilenstein der Filmgeschichte. Das Meisterwerk aus dem Jahr 1997 sollte Hayao Miyazakis letztes Werk werden. Doch der unglaubliche Erfolg dieses Animations-Epos, brachten ihn aus dem Ruhestand zurück. Auch nach über 20 Jahren hat die Geschichte ihre Magie nicht verloren.
Der Zuseher wird in eine Welt geworfen, in der Götter in der Gestalt von Tieren über die Erde wandeln. Ein solcher Gott ist gerade im Begriff ein Dorf anzugreifen, als wir Ashitaka (Yōji Matsuda) und seinem treuen Reittier Yakul begegnen. Jedoch attackiert jener riesige Keiler sie nicht bei Bewusstsein, sondern in Gestalt eines Dämons. Ashitaka stellt sich dem bösen Geist, schafft es ihn zu legen und sein Dorf zu schützen. Die Dorfälteste muss ihn allerdings anschließend über sein Unglück aufklären: Die im Kampf zugezogene Wunde hat Ashitaka verflucht und bedeutet seinen sicheren Tod. Eine Eisenkugel, die im Körper des Keiler gefunden wurde, ist der einzige Anhaltspunkt, den der junge Mann nun hat. Somit begibt er sich in Richtung Westen. Auf eine Reise, die ihn in einen brutalen Konflikt zwischen Waldgöttern und Menschen, Natur und Fortschritt aber vor allem zwischen die Fronten von zwei starken Frauen bringt.
Spätestens wenn Ashitaka in Richtung Westen aufbricht und die fantastische Musik von Joe Hisaishi einsetzt, wird einem bewusst, dass man hier ein ganz besonderes Werk sieht. Allein die ersten 20 Minuten von Prinzessin Mononoke sind besser als die meisten Filme über ihre gesamte Länge. Nicht mal die Vorgänger aus dem Hause Ghibli konnten eine so stringente Handlung, mit in sich verwobenen kleineren Geschichten, so mühelos über mehr als zwei Stunden bringen. Doch am besten man bewundert die Einzelteile dieses Meisterwerks separat, um zu verstehen, was es so besonders macht.
Die Geschichte: Hayao Miyazaki soll insgesamt 16 Jahre an dem Skript gearbeitet haben. Was sich exzessiv anhört, ist ein Zeichen dafür wie wichtig es dem Schöpfer war, sich mit nicht weniger als Perfektion zufrieden zu geben. Vor allem wenn man bedenkt, dass externe Inspiration ausschließlich für das Charakter-Design bezogen wurde, bekommt man ein Gefühl für die Meisterleistung, die hier erbracht wurde. Alles was uns präsentiert wird, stammt von dem Genie selbst. Hayao Miyazaki hat 88.000 der 144.000 animierten Zellen, selbstge- oder zumindest übermalt. Wenn man glaubt die Geschichte durchschaut zu haben, wird ein neuer Handlungsstrang eröffnet. Wenn man denkt alle Charaktere zu kennen, werden neue eingeführt, oder schon in Vergessenheit geratene, kehren wieder. Der Film zieht seine Zuseher von der ersten bis zur letzten Sekunde in seinen Bann und wenn der Abspann läuft, fällt es einem schwer in die eigene Realität zurückzukehren.
Die Charaktere: Ashitaka ließt sich auf Papier wie ein 0815-Held, ist aber über die gesamte Laufzeit facettenreich und sorgt aufgrund seiner Dynamik und Kraft für die Action-Highlights. Apropos: wer sich hier einen Familien-Film erwartet, liegt deutlich daneben. Brutalität und Gewalt sind hier ein gezielt eingesetztes Stilmittel. San (Yuriko Ishida), wie die weibliche Protagonistin eigentlich heißt, ist genauso wild und erbarmungslos, wie ihre Wolfsbrüder. Hier wird einem definitiv keine wehrlose Disneyprinzessin präsentiert. Auch die vermeintliche Antagonistin, Lady Eboshi (Yūko Tanaka), ist nicht leicht zu durchschauen. Einerseits ist sie indirekt für Ashitakas Fluch verantwortlich, da sie in der Umgebung den Wald zerstört und seine Tiere vertrieben hat. Andererseits kümmert sie sich liebevoll und selbstlos um Aussätzige und ihre Gefolgsleute. Alle Charaktere wirken real, tiefgründig und sind mit nachvollziehbaren Motivationen versehen.
Das Gesamtwerk: Prinzessin Mononoke ist ein Beispiel dafür wie man einen Film zur Perfektion führen kann. Man kann interessante Charaktere, spannende Geschichten und epische Kämpfe zusammenwürfeln und trotzdem nicht das gewünschte Ergebnis erlangen. Hayao Miyazaki passiert das hier nicht. In jedem einzelnen Frame kann man den Aufwand und die Liebe sehen, die hier das gesamte Studio Ghibli reingesteckt hat. Spätestens ab diesem Zeitpunkt, muss jedem klar sein, dass Animation nicht nur für Kinder ist und definitiv auf die große Leinwand gehört.
Schlussendlich wird einem nicht weniger, als ein zeitloser Klassiker präsentiert. Hayao Miyazakis Herzensprojekt ist ohne Fehler und deckt alle Elemente ab, die man im (Heim-)Kino sehen will. Wer sich selbst als Filmkenner bezeichnen will, muss Prinzessin Mononoke gesehen haben!
Regie und Drehbuch: Hayao Miyazaki, Stimmen (Original): Yōji Matsuda, Yuriko Ishida, Yūko Tanaka, Akihiro Miwa, Kaoru Kobayashi, Tsunehiko Kamijō, Filmlänge: 134 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 18.11.2016