21 Bridges
Black Panther schlüpft aus seinem Vibranium-Anzug heraus, hinein in eine Polizei Uniform und jagt böse Jungs. Ohne Superkräfte. Was kann da schon schief gehen?
Der in Ungnade gefallene NYPD-Detective Andre Davis (Chadwick Boseman) erhält die Chance auf Wiedergutmachung. Seine Aufgabe lautet in einer einzigen Nacht die beiden Mörder von acht Polizisten dingfest zu machen. Es beginnt eine Verfolgungsjagd durch ganz Manhattan, währenddessen immer mehr eine noch größere Verschwörung an die Oberfläche gelangt. Detective Davis muss nun den richtigen Hinweisen nachgehen und darf niemandem vertrauen.
Standard Cop-Story Grundsetting: Check. Durchschaubarer, klassischer Polizei-Thriller-Handlungsverlauf: Check. Nicht thematisierte moralische Verwerflichkeiten: Check. Viele Klischees und Archetypen: Check. Logiklöcher: Check. Fehlender Twist: Check. Die Checkliste mit wichtigen Aspekten, die 21 Bridges fehlen, um ein spannender und guter Polizei-Thriller zu sein, ist sehr, sehr lange. Alle wörtlich auszuführen, würde einen zu langen Text ergeben nur um am Ende verkünden zu können: Mittelmaß. In Brian Kirks zweitem Film für die Kinoleinwand merkt man, dass der britische Regisseur in der Vergangenheit beinahe ausschließlich für Fernsehformate produzierte, denn eines der größten Probleme von 21 Bridges ist das Pacing. Der erste Akt zieht sich unangenehm in die Länge, das zweite Drittel samt Klimax sind okay und das Ende, bzw. der letzte Akt ist in fünf Minuten und einer lauten Ballerei beendet. Dadurch fühlt sich der Film in seiner Gesamtheit und seinen 99 Spielminuten unrund und inkonsequent an. Vieles wirkt unüberlegt aneinandergereiht, ohne Rücksicht auf Kontinuität zu legen. Dass inhaltlich noch sehr viele Logikfehler und Plot-Holes vorhanden sind, verstärkt das Unrunde noch mehr. Der Film eiert vor sich hin.
Wo 21 Bridges nicht eiert, sondern rund läuft ist die Action. Die ist spannend, hart und gut in Szene gesetzt. Es passiert zwar nicht viel mehr als Rennen und Schießen, aber wenigstens sind diese Sequenzen unterhaltsam zu verfolgen. Gerannt und geschossen wird in düsteren Standard-Manhattan-Setdesigns, die aus mehreren Folgen von Law and Order (1990) zusammengeschnitten wurden. Visuell nicht ansprechend. Eben Mittelmaß. Das bewährte Katz und Maus Spiel zwischen Verbrechern und Polizisten kommt in 21 Bridges sehr kurz, denn der Detective hat den nächsten Hinweis immer sofort bereit und weiß was zu tun ist. Investigatives Untersuchen gibt es nicht, es wird von Szene zu Szene gehetzt.
Auch das Schauspiel ist keine Glanzleistung von Chadwick Boseman, denn mehr als böse, nachdenklich und cool muss die Mimik eines Polizisten ja nicht können. Generell werden die Figuren sehr oberflächlich, teils gar nicht, behandelt, sie sind mehr Spielfiguren, welche hin und her geschoben werden, sodass die Geschichte zu Ende gebracht werden kann. Dem Detective ist noch eine weitere Ermittlerin zur Seite gestellt (Sienna Miller), die man aber nicht bemerkt, weil keine dramaturgische Dynamik zwischen den beiden vorhanden ist. Auffallend, aber bestimmt kein Zufall ist, dass im gesamten Film unterschiedliche Zweier-Paare vorkommen: Polizisten, Verbrecher, FBI-Agenten, korrupte Cops, etc. und alle diese Duos immer dasselbe Schema aufweisen: Ein weißer Darsteller und ein afro-amerikanischer Darsteller. Rassismus in der Gesellschaft oder innerhalb der Exekutive wird jedoch nicht ein einziges Mal thematisiert, was sehr seltsam ist. Aber das ist vieles in diesem Film.
Mixt man viele Polizei-Klischee, Standard-Zutaten aus Cop-Thrillern und eine nicht ganz durchdachte Geschichte zusammen, dann erhält man einen Cocktail, der nicht wirklich schmeckt, den man jedoch trotzdem runterwürgt. Dieser Drink heißt: 21 Bridges. Und am nächsten Morgen hat man ihn sowieso schon wieder vergessen.
Regie: Brian Kirk, Drehbuch: Adam Mervis, Matthew Michael Carnahan, Darsteller: Chadwick Boseman, Keith David, J.K. Simmons, Sienna Miller, Taylor Kitsch, Laufzeit: 99 Minuten, Kinostart: 07.02.2020