I Spit on Your Grave: Deja vu
Ende der 70er Jahre schuf der israelisch-amerikanische Regisseur Meir Zarchi mit I Spit on Your Grave den ultimativen Rape’n’Revenge-Film. Der Streifen war ein handfester Skandal und ist in vielen Ländern (darunter Deutschland) auch heute noch verboten. Inzwischen wird er als Kultfilm verehrt, inklusive dem knüppelharten Remake aus dem Jahr 2010.
Zwei ebenso harte Fortsetzungen des Remakes folgten in den Jahren 2013 und 2015. Auch diese Filme hatten ihre liebe Not mit der Zensur. Darüber hinaus ist allen gemein, dass sie für Menschen, die diese Art Film aushalten, gar nicht mal so übel sind. Harte Kost zwar, aber mit starkem Magen und Nerven durchaus einen Blick wert. Nun hat sich Meir Zarchi nach über 40 Jahren aufgemacht, eine Fortsetzung zu seinem Original zu drehen. Herausgekommen ist I Spit on Your Grave: Deja vu – der größte filmische Murks seit langem. Und der wird beim heurigen /slash-Fimfestival am 27.9. im Metro Kinokulturhaus gezeigt.
Mit an Bord ist wieder die Hauptdarstellerin des Originals, Camille Keaton. Diese soll tatsächlich über ein paar Ecken mit dem Stummfilm-Star Buster Keaton verwandt sein. In ihrer Rolle als Jennifer Hills wird sie, viele Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils, zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter Christy (Jamie Bernadette) von drei Hillbillys entführt, die alle in einem Verwandtschaftsverhältnis zu Jennifers ehemaligen Peinigern stehen. Nachdem Jenny ja nun mal alle Schweinebacken im ersten Teil abgemurkst hat, fühlen sich die Hinterwäldler nun bemüßigt Rache an ihr und ihrer Tochter zu vollziehen. Und so dreht sich das Rad von neuem.
Um nicht lange rumzureden: I Spit on Your Grave: Deja vu ist so dermaßen dilettantisch und schlecht gemacht (und Großteils auch gespielt), dass es wirklich schwer fällt zu glauben, dass es sich hierbei nicht um eine Parodie handelt. Aber selbst wenn das hier alles gar nicht so bierernst gemeint sein soll, wie es die Vermutung nahe legt, ist es so unglaublich schmierig, widerlich, sexistisch und primitiv, dass einem davon schwindelig wird. Einzig Jamie Bernadette als Christy Hills ist ein (kleiner) Lichtblick in diesem Streifen. Klar, hier soll der Geist der sleazigen 70er-Jahre-Horrorfilme beschworen werden, aber das geht alles so gründlich in die Hose, dass man schreien möchte. Übrigens, eine ungekürzte Veröffentlichung für den Heimkinomarkt lässt sich auch bei diesem neuen Teil der Reihe nur schwerlich vorstellen. Aber bei manchen Filmen ist es durchaus okay, dass sie ein Schattendasein im Giftschrank des filmischen Mülls fristen.
Mit seinen unglaublichen 148 Minuten Laufzeit wird der Film zu einem echten Martyrium – für die Zuschauer. Hier wurde offenbar versucht den Godfather des Rape’n’Revenge-Films zu machen. Herausgekommen ist ein unglaubliches Machwerk, bar jeder Logik, sowie inhaltlich als auch in der Umsetzung. Leider nicht mal ansatzweise so unterhaltsam, dass es Spaß machen könnte. Nur für echte Masochisten zu empfehlen. Meir Zarchi hat darüber hinaus angedroht, dass er über eine weitere Fortsetzung nachdenkt. Bitte, bitte, bitte nicht!
Regie und Drehbuch: Meir Zarchi, Darsteller: Camille Keaton, Jamie Bernadette, Maria Olsen, Jim Tavaré, Jonathan Peacy, Filmlänge: 148 Minuten, gezeigt auf dem /slash Filmfestival 2019