Annabelle 3
Wenn an der Titelpuppe überhaupt irgendetwas gruselig ist, dann ihre augenscheinliche Effektivität als dramaturgischer Ersatz für nahezu alles, was einen leidlich gelungenen Horrorfilm ausmacht: originelle Story, Suspense, interessante Charaktere, unheimliche Atmosphäre.
Stattdessen absolviert James Wans Spin-off-Trilogie eine Endlosschleife uninspirierter Jump Scares, unterbrochen vom obligatorischen gelegentlichen Fake Scare. Ein solcher in abendfüllender Länge ist Gary Daubermans spannungsfreies Regiedebüt. Der Autor der vorangehenden Annabelle-Filme und von The Nun macht das Finale buchstäblich zum Puppentheater.
Dessen an ausrangierte Geisterbahn-Requisiten und Rumpelkammer-Ramsch erinnernde Kollektion dämonischer Accessoires erschreckt nicht mal die 11-jährige Hauptfigur Judy (Mckenna Grace). Kein Wunder, die von Totenvisionen verfolgte Außenseiterin ist Tochter Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warrens (Vera Farmiga). Die Philister-Ausgaben der Ghostbusters, denen The Conjuring zu neuer Prominenz (und wohl Geldeinnahmen) verhalf, lassen Judy sogar an deren Geburtstag allein daheim beim Abstellraum voller teuflischer Fundstücke. Zeit für deren Testlauf als Aufhänger weiterer Spin-offs.
Jedes der ungelenk vorgestellten Objekte kriegt eine Kurzpräsentation in der Handlung, die tatsächlich keine ist. Die austauschbaren Schreckenserlebnisse Judys, ihrer Babysitterin Mary Ellen (Madison Iseman) und deren Bad-Girl-Freundin Daniela (Katie Sarife) sowie Marys tollpatschigem Verehrer (Michael Cimino) sind ein einfallsloser, kunstlos inszenierter, frömmlerischer Pitch für Fortsetzungen. Für die Produzenten gilt das Gleiche wie für die Warrens mit ihrer dämonischen Mottenkiste: Sie haben noch viel mehr Müll auf Lager und manches davon lässt sich verscherbeln.
Regie: Gary Dauberman, Drehbuch: James Wan, Gary Dauberman, Darsteller: Emily Brobst, Patrick Wilson, Mckenna Grace, Vera Farmiga, Madison Iseman, Steve Coulter, Katie Sarife, Filmlänge: 106 Minuten, Kinostart: 04.07.2019