Stan & Ollie
Rigor Mortis habe noch nicht eingesetzt, verkündet Oliver Hardy (John C. Reilly) in einem der Momente bemühter Selbstversicherung, die ebenso ihn und seinen Langzeitkollegen Stan Laurel (Steve Coogan) zu meinen scheint wie Jon S. Baird behäbiges Biopic.
Das ist quasi filmisches Penda06nt des windigen Bernard Delfonts (Rufus Jones). Der Tour-Manager des im Handlungsjahr 1956 weit jenseits seines Zenits angelangten Duos motiviert weder Wertschätzung noch Interesse an den Klienten, die gequält nach seiner Pfeife tanzen.
Die Melodie dazu ist natürlich der zum Erkennungston avancierte „Dance of the Cuckoos“. Dass zwei erwachsene Männer dazu herumhüpfen, fanden Zuschauer_innen zum Todlachen – vor Jahrzehnten. Humor entwickelt sich weiter; die Hauptfiguren hingegen reanimieren endlos „dasselbe alte Material“. Statt ihren kreativen Verschleiß zu thematisieren, negieren Baird und Drehbuchautor Jeff Pope dessen ambivalente Tragik. Lieber erklären sie Gags zu Tode und überfrachten die dröge Inszenierung mit infantiler Slapstick, unwillig, zwischen realen Persönlichkeiten und fiktiven Leinwandtypen zu differenzieren.
Die Protagonisten sind Stan & Ollie in nostalgieseligen Szenen, die Kameramann Laurie Rose zum goldumrahmten Fotoalbum arrangiert. Reduktive Naivität verzerrt jeden Zwist zur Comedy-Routine, jeden Rückschlag zum Sketch. Die larmoyante Hommage negiert nicht nur Performance-Talent der historischen Vorbilder, sondern deren Identität. Nicht besser ergeht es den Gattinnen Ida (Nina Arianda) und Lucille (Shirley Henderson). Deren Chemie ist ironischerweise besser als die der Ehemänner, von denen einer resümiert: „Es war spaßig, solange es währte, nicht?“ Nein.
Regie: Jon S. Baird, Drehbuch: Jeff Pope, basierend auf dem Roman von ‚A.J.‘ Marriot, Darsteller: John C. Reilly, Stephanie Hyam, Shirley Henderson, Danny Huston, Steve Coogan, Nina Arianda, Rufus Jones, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 10.05.2019