Lloronas Fluch
Wie oft kann man Kinopublikum den gleichen Film vorsetzen, bevor es das mitkriegt? James Wan will es herausfinden und etabliert sich als Lieferant für Genre-Massenware, an der nur eines unheimlich ist: der enorme Kassenerfolg.
Solange der nicht stagniert, plagt die Leinwand jenes vor modrigen Klischees, abgenutzten Erzählmustern und platten Charakteren mit starker Tendenz zu absurden Aktionen geprägte Konzept, das sich in The Conjuring als Goldgrube erwies. Das ist weit gruseliger als der titelgebende Fluch.
Letzter manifestiert sich in Jump-Scare-Manier als geschminkte Fratze (Marisol Ramirez), der neben einer verwaschenen Gardine ein lateinamerikanisches Volksmärchen übergestülpt wurde. Der Kinderschreck ist dämonische Verkörperung weiblicher Untugend und damit zugleich universeller und komplexer als Geisternonnen. Doch Michael Chaves’ in den 70ern angesiedelte Retortenhandlung scheut Originalität wie die Titelheulsuse einen Weihwasser-Swimmingpool. Den organisiert der von einer rachsüchtigen Latina (Patricia Velasquez) verfluchten Polizistenwitwe und Doppelmutter Anna (Linda Cardellini) und Magical Mexican Rafael Olvera (Raymond Cruz).
Der mit einem magischen Arsenal ausgerüstete Curandero (schon zwei spanische Vokabeln dank Wan gelernt) ist Buddy von Pater Perez (Annabelle lässt grüßen: Tony Amendola), der Anna berät. Die Kirche, so predigt die fromme Franchise-Litanei, sorgt für ihre Schäfchen, selbst für ungläubige wie die nervig idiotisch handelnde Protagonistin. Sie ist zum vorhersehbaren Ende natürlich dankbar für die heilige Hilfe und sehnt sich vermutlich nach Trumps Anti-Mexikaner-Mauer, die kinderklauende Gardinengespenster aus weißen Reihenhäusern raushalten.
Regie: Michael Chaves, Drehbuch: Mikki Daughtry, Tobias Iaconis, Darsteller: Linda Cardellini, Patricia Velasquez, Raymond Cruz, Tony Amendola, Sean Patrick Thomas, Madeleine McGraw, Filmlänge: 94 Minuten, Kinostart: 18.04.2019