Captain Marvel
Genau wie die Titelheldin zu Beginn der formalistischen Comic-Adaption kämpft Marvels neuster Ableger des dramatisch lange erschöpften, kommerziell schier unerschöpflichen Avengers-Franchise verbissen darum, etwas zu sein, das er nicht ist.
Während Vers alias Carol Danvers (Brie Larson) nach ihrem absehbaren Moment der Selbsterkenntnis ihre überfällige heroische Erleuchtung erlebt, tritt die Inszenierung orientierungs- und mutlos auf der Stelle. Das ist der gleiche Fixpunkt physischer und moralischer Selbstoptimierung, die gefühlt unzählige Superhelden vor Captain Marvel gingen.
Dass erstmals eine weibliche Figur im Mittelpunkt eines Marvel-Films steht, macht den Plot nicht origineller. Dabei ist gerade dies die Erwartungshaltung an eine Produktion, die derart vehement auf ihre vorgebliche Vorreiterstellung pocht, dass der US-Start auf den Internationalen Frauentag gelegt wurde. Dabei liefert Regie-Duo Anna Boden und Ryan Fleck mit ihrer von vorschriftsmäßigen Empowerment-Momenten durchsetzten Story lediglich ein solides, gänzlich spannungsfreies Pflichtprogramm ab, das augenscheinlich wenig Begeisterung für seine Hauptfigur aufbringt.
Die Dauerermahnung von Vers Lehrmeister Yon-Rogg (Jude Law), sie müsse ihre Emotionen kontrollieren, gerät zum Running-Gag über die Teilnahmslosigkeit, welche trotz Larsons dynamischen Schauspiels überwiegt. Doch echte Selbstironie ist im Marvel-Universum bloß (selbst)schmeichlerische Täuschung. Wie die feministische Botschaft ist sie bemühte Demonstration einer Progressivität, der die Endlos-Wiederholung routinierter CGI-Schlachten, Insider-Gags, lässigen Geplänkels und der obligatorischen Post-Credits-Szene diametral entgegensteht. Nicht mal mehr Stan Lees Cameo ist echt.
Regie: Anna Boden, Ryan Fleck, Drehbuch: Anna Boden, Ryan Fleck, Geneva Robertson-Dworet, Darsteller: Brie Larson, Gemma Chan, Jude Law, Mckenna Grace, Samuel L. Jackson, Lee Pace, Ben Mendelsohn, Annette Bening, Djimon Hounsou, Filmlänge: 124 Minuten, Kinostart: 07.03.2019