Starlink: Battle For Atlas
Starlink: Battle For Atlas ist vielleicht für den Toy2Life-Hype ein wenig spät dran, aber so mancher Nintendo-Fan wird angesichts der wenigen Releases in diesem Jahr trotzdem einen Blick riskieren. Und so gibt es allerorts schon die Beschwichtigungen: Das Spiel funktioniert auch ganz ohne das Plastikspielzeug. Aber irgendwie geht dieser Gedanke ein wenig am Sinn des Produkts vorbei. Alles beginnt (vermutlich) mit den Designern von Ubisoft, die in einer langen Prototyping-Session entdecken, dass es eigentlich ganz spaßig ist, die Komponenten an Spielzeug-Raumschiffen physikalisch umzustecken, um so in einem Videospiel die Änderungen live zu beobachten.
Irgendwo auf dem Weg zum Produkt fügten dann (vermutlich) die berüchtigten Ubisoft Studios eine Ubisoft-Welt ein: Karten voll mit austauschbaren Missions-Markierungen, eine öder als die andere, dafür jedoch immens zermürbend. Also ja, man kann auch ganz ohne den Plastikkram in den Genuss dieser austauschbaren No Mans Sky-Version mit Ubisoft-Weltkarte kommen – aber warum will man das? Beim Ausprobieren wird schnell klar, dass gerade der physikalische Aspekt dem recht eintönigen Spielablauf eine unterhaltsame Note verleiht.
Der Spieler kontrolliert ein Raumschiff, mit dem er ein Sonnensystem erkunden kann. Völlig nahtlos kann er von der Oberfläche eines Planeten abheben, in den Weltraum fliegen, auf einen Planeten, den er im All sieht, zusteuern und bis zur Landung dorthin reisen. Doch die Würze an dem Ganzen ist der Umstand, dass es dazwischen immer wieder zu Gefechten mit Aliens kommt, die unterschiedliche Schwächen aufweisen und so unterschiedliche Waffensystem einfordern – der Spieler ist also gefordert, sein Schiff entsprechend zu konfigurieren.
Das kann man nun machen indem man in ein Menü geht und mühsam die erworbenen Waffen auswählt – wodurch ein völlig austauschbares und eigentlich farbloses Spielerlebnis entsteht. Viel unterhaltsamer ist es nun, während man plötzlich von einer Schar an Gegnern umzingelt ist, auf einem nahe stehenden Tisch herumzuwühlen um die passende Waffe zu suchen, nach dieser zu greifen, die nutzlose Waffen vom Schiff zu montieren und dann die Neue drauf zu stecken – und all das während man versucht, mit dem linken Daumen das Schiff durch einen Schauer an Geschossen zu manövrieren.
Noch besser zudem, wenn ein Schiff im Kampf zerstört wird: Der Spieler ist gezwungen, nun das Schiff vom Controller abzumontieren und durch ein andere zu ersetzen. Dieses ist dann beispielsweise nicht nur im Spiel träge und gepanzert, sondern auch als Model merkbar schwerer und unbequem in der Hand – ein ziemlich einzigartiger Kompromiss. Denn zumindest auf der Switch hält der Spieler einen speziell konzipierten Controller in der Hand, auf dem die beiden Joycons untergebracht wurden. Darauf sitzt die Pilotenspielfigur, darüber das Schiff und Flügelteile in beliebiger Zusammenstellung sowie die gewünschten Waffen. Die verkabelten Lösungen auf PS4 und Xbox One wirken dagegen recht undurchdacht.
All das nun um recht lieblose Fetch-Quests zu absolvieren, die sich schon nach einer Stunde bis zur Idiotie wiederholen. Visuell ist das Spiel dafür aber zunehmend beeindruckend, sogar so sehr, dass es in manchen Momenten fast egal ist, welche sinnlose Entschuldigung man hat um durch die farbprächtigen Planetenumgebungen zu düsen.
Neben einer Kollektion an (absolut aalglatten, Fokusgruppen-getestenen) Protagonisten erhält Starlink: Battle For Atlas wenigstens auf der Switch ein großartiges Upgrade: Fox McCould mit seinem Team aus dem Starfox-Univerum sind in die Handlung integriert und reichern Ubisofts inhaltsleere Sci-Fi-Welt mit jeder Menge Persönlichkeit an. Witzige Dialoge, eigene Missionen – gerade so viel, dass aus dem Ganzen ein sympathischen Erlebnis wird. Eine ganz besondere Freude ist es natürlich, den ikonischen Arwing als physikalisches Modell in Händen zu halten, wobei auf jeden Fall gesagt werden muss, dass die Qualität der Spielzeugmodelle auf höchstem Niveau liegt.
Hochwertige Plastikkomponenten in unterschiedlichen Farben fügen sich zu einem detaillierten Modell zusammen, das selbst ohne Funktion ein Hingucker ist. Jetzt hat man also die Qual der Wahl: Als rein digitales Spiel taugt Starlink: Battle For Atlas nicht viel. Generisches Ubisoft-Malen-nach-Zahlen-Gamedesign kommt einfach langsam aus der Mode und mit der Kreditkarte allen Content freizuschalten, um ihn dann passend im Menü auszuwählen, raubt dem Gameplay auch den letzten Rest an Persönlichkeit.
Zusammen mit den physikalischen Herumsteck-Eskapaden und dem Starfox-Content wird aus dem Spiel dann zwar doch ein empfehlenswertes Erlebnis, aber für ein absolutes Minimum an notwendigem Plastik-Komponenten zahlt man locker 100 Euro – und selbst dann bleibt noch eine Menge Content ausgesperrt. Ein preisliches Dilemma also, das jeder selbst für sich lösen muss. Lässt man sich aber darauf ein, ensteht ein ziemlich einzigartiges Spielerlebnis, das es in der Form noch nicht gab und mit Sicherheit auch nie wieder geben wird. Vor allem auf der Switch verdient Starlink: Battle For Atlas einen genauen Blick.
Unsere Empfehlung: Starfox Starter Pack + Crusher & Shredder Weapon Pack + Neptune Schiff. Das beinhaltet dann alle im Spiel benötigten Waffenklassen und ein Extra-Schiff, womit nichts Essentielles mehr fehlt.
Plattform: Switch (Version getestet), PS4, Xbox One, Spieler: 1-2, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 16.10.2018, Link zur Homepage