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Nach einer wahren Geschichte

2
Thriller

Das Problem von Roman Polanskis plumpem Psychothriller Nach einer wahren Geschichte ist nicht dessen überdeutlicher Hang zu Trash und Pulp, sondern dass ihm der Unterhaltungswert von Erstem und die Konequenz von Zweitem fehlt.

Die verworrene Adaption von Delphine de Vigans gleichnamigen Romans interessiert sich weniger für der Vorlage als für Weiblich, ledig, jung sucht …, Misery und Polanskis eigenem Der Ghostwriter. Letzter war eine ähnlich aufgeblasene Aufzählung fader Versatzstücke, deren rezidievieren wie ein Eingeständnis des Inspirationsmangels des Regisseurs und Co-Drehbuchautors wirkt. Die Entwicklung der formalistischen Story ist quasi schon durch die Prämisse vorhersehbar und besitzt nicht ansatzweise genug psychologische Dynamik, um fast zwei Stunden Handlungszeit zu füllen.

Schon die erste Begegnung zwischen der überforderten Bestsellerautorin Delphine (Emmanuelle Seigner) und ihrer jungen Bewunderin mit dem anspielungsreichen Namen Elle (Eva Green) ist überkonstruiert bis an die Grenze zur Lächerlichkeit, die mit dem Fortschreiten der Ereignisse immer häufiger überschritten wird. Nach der ersten Stunde haben es sich die Protagonisten auf der Seite der unfreiwilligen Komik so bequem gemacht, dass keiner mehr ins Reich glaubhafter Dramaturgie zurückkehren will. Ihren neuen Manuskriptentwurf gibt Delphine ihrer ominösen Bekannten ebenso bereitwillig wie ihr Computer-Passwort und bald darauf den Wohnungsschlüssel. An Elles bizarren Eifersuchts- und Wutausbrüchen stört sie sich nicht, weil Elle ja so hypnotisch faszinierend ist.

Andauernd starrt sie durch Tür- und Fensterrahmen mit Psycho-Blick auf Delphine, deren Stil sie sich aneignet. Wie eine jüngere, schickere, effizientere Version der Schriftstellerin sieht „Sie“ sowieso aus. Keiner außer Delphine reagiert auf „Sie“, die an einem Standmixer vorführt, was passiert, wenn einer nicht spurt: Rumms, Nudelholz drauf! Eine Nudelholz schwingende Elle verfolgt die Protagonistin bis in kuriose Albträume, die erklären, was längst jeder kapiert hat. Anderes wird nie erklärt: Wo hat Elle etwa beutelweise hochtoxisches Rattengift gekauft? Jede Logik bleibt auf der Strecke, damit der Plot Elles hartnäckig wiederholte Plattitüde untermauert: Die besten Geschichten schreibt das Leben. Diese ist keine davon.

Regie: Roman Poanski, Drehbuch: Olivier Assayas, Roman Polanski, basierend auf dem Roman von Delphine de Vigan, Darsteller: Eva Green, Emmanuelle Seigner, Vincent Perez, Alexia Séféroglou, Filmlänge: 110 Minuten, Kinostart: 29.06.2018




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