Molly’s Game
Aaron Sorkin ist bekannt für seine Drehbücher mit scharfen Dialogen, vielschichtigen Figuren und originell aufgebauten Handlungen. Aber wie tut er sich eigentlich als Regisseur?
Molly Bloom (Jessica Chastain), die nach dem Ende ihrer Karriere als Skifahrerin zur Managerin eines exklusiven, sündhaft teuren Pokerspiels wurde, an dem auch regelmäßig Prominenz teilgenommen hat, wird früher oder später vom FBI erwischt. Ihr Anwalt Charlie Jaffey (Idris Elba) versucht sie vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren. Gleichzeitig arbeitet sie das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater Larry Bloom (Kevin Costner) auf, während in Rückblenden erzählt wird, wie sie sich als Managerin des Pokerspiels behauptet und nach oben gearbeitet hat – eine Selfmade Woman, die nicht darauf wartet, bis sich ihr Möglichkeiten im Leben bieten, sondern die sich ihre Möglichkeiten selbst kreiert.
Mit Molly Bloom bringt Aaron Sorkin eine weitere starke und hochkomplexe Figur auf die Leinwand. Die Handlung springt durch verschiedene Zeitebenen. Die Schauspieler übertrumpfen sich gegenseitig, wobei man auch zugeben muss, niemand stiehlt Jessica Chastain die Show, sie dominiert den Film und, wenn man die Oscars etwas ernster nehmen könnte, dann müsste man es als Schande bezeichnen, dass sie nicht für ihre Leistung gewürdigt wurde (und nicht einmal eine Nominierung erhielt). Dennoch fehlt Molly’s Game etwas, das A Social Network und Steve Jobs zu solch großartige Filme gemacht hat, nämlich die Hand eines versierten Regisseurs.
Sorkin ist als Regisseur (noch) nicht auf dem Niveau eines David Fincher oder Danny Boyle. Seine Regie ist überfrachtet und verliert stellenweise den Kopf im eigenen Drehbuch, weiß nicht so recht in welche Richtung er gehen will. Dann ergeht sich Molly’s Game selbstverliebt in Dialogen, Handlungsverwicklungen und verspielten visuellen Einfällen, während er gleichzeitig nicht so recht mit der Geschichte vorwärts kommt. Dabei fällt auf, dass, so gut Sorkins Drehbuch auch ist, der Verlauf dann doch vorhersehbar und von daher oftmals spannungsarm ausfällt.
Molly’s Game ist ein durchwachsener Einstand für Sorkin als Regisseur. Er hat sich zwar einiges von Fincher, Boyle und den anderen, die seine Drehbücher verfilmt haben, abgeschaut, aber es mangelt an eigenständigen Ideen und einer disziplinierten Inszenierung, die das überbordende Drehbuch in Schach halten. Wäre es nicht wegen Sorkins Können als Autor und den starken schauspielerischen Leistungen, allen voran der von Chastain, würde Molly’s Game ein belangloser Film über den aus unzähligen anderen Filmen hinlänglich bekannten Aufstieg und Fall einer von Macht und Gier getriebenen Figur sein, so ist es aber zumindest ein durchaus sehenswerter, wenngleich unspektakulärer Film über den hinlänglich bekannten Aufstieg und Fall einer getriebenen Figur.
Regie und Drehbuch: Aaron Sorkin, basierend auf dem Roman von Molly Bloom, Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Graham Greene, Filmlännge: 140 Minuten, Kinostart: 09.03.2018