Passengers
Während das Raumschiff in Morten Tyldums sexistischer Science-Fiction-Romanze Passengers die Besatzung in ein elitäres Paradies transportiert, befördert der Plot einen mit Lichtgeschwindigkeit zum misogynen Totalitarismus der Ära Trump.
Die männliche Machtphantasie von weiblicher Wertlosigkeit ist nicht dramaturgischer Fallout, sondern Hauptintention von Passengers. Der perfideste Teil der ideologischen Mission ist das Casting von Jennifer Lawrence, die wie keine andere Prominente Hollywoods ein selbstbestimmtes Frauenbild verkörpert. Ihre Besetzung als eine hilflose, emotional und lebenspraktisch abhängige Protagonistin, der jede Entscheidungsfreiheit über sich selbst und ihr Leben abgesprochen wird, wirkt wie ein Katalysator der Botschaft von naturgegebener männlicher Überlegenheit. Jim Preston (Chris Pratt) ist auf der im Autopilot zur erdähnlichen Kolonie Homestead II fliegenden Avalon zwar 2. Klasse-Reisender, aber seine technische Expertise und Innovation eröffnen ihm lächerlich viele Türen des Luxusliner.
Eine Fehlfunktion auf dem 120-jährigen Flug öffnet seine Kapsel 90 Jahre zu früh. Ohne die Möglichkeit, wieder in Hibernation zu gehen, erwartet ihn ewige Einsamkeit in einem High-Tech-Ressort mit dem Bartender-Roboter Arthur (Michael Sheen) als einzigen Gesprächspartner. Der Regisseur vermeidet es tunlichst, den seelenlosen Luxus um den menschlich isolierten Preston oder das Geschäftsmodell der Homestead Company, die Reichen und kolonialistisch Nützlichen Tickets in eine schöne, neue Welt verkauft, zu hinterfragen.
Die visuellen Anleihen bei Shining, Wall-E und 2001: Odyssee im Weltraum unterstreichen nur die Austauschbarkeit des schicken Production Designs. Im Zentrum der pathologischen Weltall-Romanze steht Prestons Auswahl, Reanimation und Konditionierung der perfekten Partnerin. Das ist die junge Gold Class-Passagierin Aurora Lane (Jennifer Lawrence). „Eine exzellente Wahl“, bestätigt Arthur, auf dessen Festplatte Frauen auf einer Stufe mit Drinks stehen.
Nach kurzer Akklimatisierung an ihr tragisches Schicksal erblüht Aurora in ihrer Funktion als seine Gespielin. Er wird der Lebenssinn, den sie suchte. Das Dasein, das er ihr gegen ihren Willen aufzwingt, erkennt sie schließlich als wahres Glück. „Das Einzige, was ich nicht brauche, ist Freiraum“, sagt sie, der die beste Freundin zum Abschied rät, lieber „den Richtigen zu finden“, statt „etwas zu erreichen“. Der Richtige ist der ungeachtet seiner egoistischen Grausamkeit als Held inszenierte Preston.
Er findet sie – sie muss nur noch lernen, sein Urteil als das Beste für sie und die gesamte Crew zu akzeptieren. Dazu braucht es einen Deus Ex-Machina Auftritt von Laurence Fishburne, der Prestons Untat moralisch absegnet und ihn ungeachtet dessen als Autorität bestätigt, und ordentlich Action. Diese ethische Stumpfheit macht die Stalker-Lovestory noch kranker, als es die latent faschistische Zukunftsvision schon ist.
Regie: Morten Tyldum, Drehbuch: Jon Spaihts, Darsteller: Jennifer Lawrence, Chris Pratt, Michael Sheen, Laurence Fishburne, Andy Garcia, Filmlänge: 117 Minuten, Kinostart: 05.01.2017, www.passengers-film.de