The Legend of Zelda: Twilight Princess HD
Wieder einmal hat Nintendo vergessen, für sein ungeliebtes Stiefkind – die Wii U – einen Frühlings-Releaseplan anzulegen und wieder einmal muss ein HD-Remake eines Klassikers die Rolle des Lückenfüllers einzunehmen. The Legend of Zelda: Twilight Princess ist immerhin mit weitem Abstand die erfolgreichste Zelda-Ausgabe – wohl vor allem, weil es damals als Launch-Titel die Wii Hype-Welle ab der ersten Minute mitritt. Doch für Fans war damals nur eines wichtig: Das Spiel folgte einer Ästhetik, die sich die Fangemeinde für viele Jahre gewünscht hatte. Statt visuell exzentrische Wege einzuschlagen wie der Vorgänger Wind Waker oder dessen Nachfolger Skyward Sword wandte sich die Optik des Titels eher an die kollektiven Erwartungen der breiten westlichen Masse. Es entstand ein grafischer Stil, der die universelle Wahrnehmung des Charakters Link und der Welt von Hyrule bis heute prägen sollte und wenigstens in der damaligen Zeit zahlreiche Fans zufrieden stellte. „Realistisch und düster“ ist allerdings ein zweischneidiges Schwert.
Denn anders als die hoch stilisierten Umgebungen eines Wind Waker, die an sich zeitlos sind und auch in vielen Jahren noch begeistern werden, ist der angestaubte State-of-the-Art Realismus eines Twilight Princess dafür verantwortlich, dass das Spiel selbst mit den neuen hochauflösenden Texturen hoffnungslos veraltet wirkt. Was einer Momentaufnahme der Möglichkeiten der 15 Jahre alten Gamecube-Technologie gleichkommt, wirkt heute mit hakeligen Animationen und klobigen Umgebungen beinahe wie ein gehobener Indie-Release.
Obwohl eine faszinierende Art-Direction melancholische Szenen und Kreaturen zeichnet, leidet jeder Moment an technischer Veralterung. Überhaupt finden sich aus kreativer Sicht bei Twilight Princess definierende Elemente nicht mir der selben Regelmäßigkeit, die man von Zelda-Titeln gewohnt ist. Es handelt sich vielmehr um eine konsequente Fortsetzung der N64-Formel, die nicht nur die Zelda-Franchise in das 3D-Zeitalter holte, sondern auch mithalf, den Begriff der Open-World-Spielumgebungen zu formen. Doch während sich viele Spiele gerade in jenem Segment weitereinwickelt haben, fühlt man bei Twilight Princess den kreativen Stillstand.
Beinahe lustlos wirkende Gameplay-Einlagen und zunehmend öde Umgebungen verbinden die Dungeons. Bei aller Kritik muss man hier aber eingestehen, dass die Zelda-Designer bei letzerem mit Bestform punkten können: Acht Stück meisterhaft entworfene Kerker liefern launige Rätsel-Einlagen, die selbst heute mit vielen Stunden in bester Zelda-Manier zu unterhalten wissen und so trotz aller Mängel am Wegrand einen soliden Eindruck hinterlassen. Und immerhin hat man sich die Mühe gemacht, die gröbsten Kritikpunkte am Original mit kleinen Updates auszubügeln: Die beste Neuerung ist sicherlich die Tatsache, dass diverse Schatzkisten mit Stempeln gefüllt wurden, die zum Sammeln animieren und man so eine sinnvolle Alternative zu wertlosen Rupien eingeführt hat, die wohl in keinem Zelda-Titel jemals so nutzlos waren wie hier. Ein Kritikpunkt ist aber besonders bitter: An der schlechten Qualität des Soundtracks gab es schon damals wenig gut zureden. Das man sich nicht die Mühe gemacht hat für das HD-Remake ein wenig nachzubessern, hinterlässt einen absolut lieblosen Eindruck.
The Legend of Zelda: Twilight Princess HD ist ein unterhaltsamer Titel. Die Frage ist nur: Ist der Titel zeitlos genug, um sich im Verkaufsregal gegen die Releases der heutigen Zeit zu behaupten? Hier ist das Urteil ein eindeutiges Nein. Als Zeitvertreib eignet sich Twilight Princess HD hervorragend, aber wirklich gespielt muss man den Titel heutzutage nicht mehr haben. Erst recht nicht zum vollen Preis.
Plattform: Wii U (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 04.03.2016, Link zur Homepage