Beyond Eyes
Am eindrucksvollsten sind seit jeher Videospiele, die die eigene Wahrnehmung erweitern und den Spieler in eine Welt tauchen lassen, die er anders nicht erleben kann. Mit Beyond Eyes entstand einmal mehr ein solcher Versuch. Die Idee ist es, den Spieler die Welt als blindes Mädchen erleben zu lassen. Die Spielwelt besteht aus dem mentalen Modell, das sich die Protagonistin Rae beim Durchstreifen der Welt vorstellt. Eigentlich eine komplett leere Leinwand, liegt es am Spieler sich durch die Umgebung zu bewegen um so die Kulisse mit atemberaubenden Platzhaltern zu füllen. Basierend auf Geräuschen und Gerüchen entsteht so aber nicht immer ein Bild das der Realität entspricht und so sind die spannenden Momente die, in denen man durch das nahe treten die eigenen Erwartungen überraschend ändert und die Realität damit verändert.
Ist das Konzept zwar künstlerisch ansprechend und auch visuell hervorragend umgesetzt, tauchen aber durch eben jene Idee an sich unlösbare Probleme auf: So kann ein blindes Mädchen die Welt natürlich nicht wild durchlaufen, wie es ein reizüberflutetes Gamerhirn gerne hätte. Stattdessen durstreift man die Umgebung in zermürbendem Schleichtempo und füllt dabei die mentale Landkarte aus. Ablenkungen gibt es keine – und so ist das Navigieren durch komplexere Orte eine Übung in Geduld. Auch faszinierende Spannungselemente reizen das Potential der interessanten Idee selten wirklich aus. Dazu kommt, dass der Titel auch recht kurz ist und somit leider ein etwas eigenwilliger Eindruck entsteht. Beyond Eyes ist auf jeden Fall ein sehenswertes Konzept, dem allerdings leider jeder spielerische Tiefgang fehlt und so ist das Spiel eher ein Fall für die Kuriositätenkiste als für die Indiespielesammlung.
Plattform: PC (Version getestet), Xbox One, PS4, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 04.08.2015 (Xbox One), 11.08.2015 (PC), 08.09.2015 (PS4), beyondeyes-game.com