Chappie
Ach so oft sind Roboter und Maschinen schon in Blockbustern mit künstlicher Intelligenz ausgestattet worden, selten mit positiven Folgen für ihre menschlichen Mitbürger, und doch versucht sich Neill Blomkamp (District 9, Elysium) in Chappie ebenfalls an dem Thema. Vielleicht läuft es in Südafrika ein mal etwas besser.
In einer nicht allzu fernen Zukunft wird die Polizei in einem von Kriminalität durchgerüttelten Johannesburg durch Roboter unterstützt. Deon Wilson (Dev Patel), der Hauptentwickler der metallischen Verbrechensbekämpfer hat jedoch größeres im Sinn und stattet ein beinahe zur Entsorgung freigegebenes Modell gegen den Willen der Firmenleiterin (Sigourney Weaver) mit seiner kürzlich entwickelten künstlichen Intelligenz aus. Bevor er seinen Durchbruch jedoch genießen kann, wird der Roboter samt Wilson von Kleinkriminellen (Verkörpert von Ninja und Yo-Landi der Musikgruppe Die Antwoord) gekidnappt, um diese bei einem Raubüberfall zu unterstützen. Zu allem Überfluss hat der Programmierer auch noch einen Feind in Firmenkollege Vincent Moore (Hugh Jackman), der um sein eigenes Waffenprogramm zu fördern, schon lange die Roboter von Doktor Wilson verunglimpfen will.
Bei einer Blomkamp Produktion darf Sharlto Copley natürlich nicht fehlen, und auch hier hat er ihn eingebaut – auch wenn man ihn nicht unbedingt erkennen kann, verlieh er doch dem Roboter Chappie seine Bewegungen und Stimme. Das jedoch sehr erfolgreich, muss der neugeborene freie Denker doch so einiges neu erlernen und stolpert recht liebenswert durch die raue Welt der Menschen. Die Mitglieder von Die Antwoord spielen überraschenderweise relativ solide, verkörpern dabei halt ihre eigene Marke von etwas vertrottelt wirkenden und papageienartigen Gangstern. Voll ausgebildete Schauspieler sind sie jedoch nicht, zu hölzern wirkt der Dialog oftmals, gleichzeitig bleiben sie aber auf ihre merkwürdige Art und Weise sympatisch. Hugh Jackman’s Rolle ist dagegen wahrscheinlich nicht als Identifikationsfläche angelegt, aber man kann fast nicht anders als ihn zu mögen in seinen Shorts und seiner stilechten Vokuhila – wie eifersüchtig er auch auf Wilson wird und obwohl ihm seine diabolischen Pläne nicht recht gelingen wollen.
Die Effekte sind großartig umgesetzt und können mit Hollywood Blockbustern mithalten, aber dass dies der optische Anspruch Blomkamps ist, bewies er schon in District 9 oder in dem weniger gefeierten Elysium. Am wichtigsten hierbei ist natürlich der namensgebende Roboter, der über Copley’s Bewegungen flüssig und glaubwürdig animiert wurde. Auch in Szenen der Action gibt sich der Film keinerlei Blöße, hat gutes dramatisches Timing und steigert die Spannung konstant. Die Momente der Action dominieren Chappie jedoch nicht völlig, so nimmt er sich viel Zeit um etwas Spaß zu haben mit den Charakteren. Während der „junge“ Chappie sich Wissen und Erfahrung aneignen muss, wird er von den skurrilen Gangstern geprägt und entwickelt eine kindliche Persönlichkeit, kann sich trotz der kriminellen Tendenzen seiner Lehrer aber die Grundsätze seines Schöpfers Wilson weitgehend bewahren.
Die Emotionen kommen ebenso nicht zu kurz, denn der robotische Held muss schnell die Fehlbarkeit des Menschen kennenlernen, ein Thema, dass immer und immer wieder auftaucht. So ist es auch wenig verwunderlich, dass Blomkamps Film nicht mit einem gänzlichen Sieg der Menschlichkeit enden kann. Bis darauf, dass das Ende einen kleinen Blick auf die Zukunft der Akteure bietet, soll hier jedoch nichts verraten werden. Eine komplexe Aussage oder Handlung vermisst Chappie vielleicht ein wenig, aber bei den Dingen, die er sich vorgenommen hat, siegt er auf ganzer Linie: Spaßiges Action Kino mit etwas Herz vorzulegen.
Regie: Neill Blomkamp Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell
Darsteller: Sharlto Copley, Dev Patel, Hugh Jackman , Sigourney Weaver, Ninja, Yo-Landi Visser
Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 06.03.2015, www.chappie-film.de