Assault on Wall Street
Bankenrettungen, fallende Immobilienpreise, ungewisse Zukunft und Zorn. Was hat das alles gemeinsam? Richtig! Wir reden von der größten Wirtschaftskrise der heutigen Zeit und ihren dramatischen Folgen, die Uwe Boll in seinem neuen Film geschickt verpackt.
Bevor jemand sagt: “Nein das ist nichts für mich. Bei der Finanzwelt blicke ich einfach nicht durch“, der sollte einen genaueren Blick auf den Film werfen. Assault on Wall Street verläuft sich nicht im unverständlichen Finanz- und Börsendschungel, sondern zeigt vielmehr die Konsequenzen eines kaputten Systems auf. Der Hauptcharakter symbolisiert den Verlust, Frust und Schmerz des Mittelstands, der unter wirtschaftlich schlechten Zeiten viel einstecken muss, während einige Wenige kaum etwas davon spüren.
„Als ich meiner Frau erzählte, dass wir keinen Urlaub auf Barbados machen, ist sie mir fast ins Gesicht gesprungen.“ Jim (Dominic Purcell), ein hart arbeitender Amerikaner, schuftet tagein tagaus dafür, dass er seine kranke Frau Rosie (Erin Karpluk) versorgen kann. Als die Versicherung abspringt und die Kosten für die Behandlung nicht mehr trägt, greift Jim auf seine Ersparnisse zurück. Aber wenn da nur Ersparnisse wären. Sein Investmentbroker hat sie in faulen Anlagen verschleudert. Nicht nur, dass er sein erspartes Geld verloren hat, er muss sogar einen Haufen Geld draufzahlen! Jim versucht gegen das undurchsichtige Netz der Finanzwelt zu kämpfen und verliert in Folge alles was ihm etwas bedeutet.
Seine Frau sieht keinen Weg mehr aus der Schuldenfalle und begeht Selbstmord. Jim verliert seinen Job und sein Haus, wodurch eine tiefsitzende Wut in ihm nach Handlungsbedarf verlangt. Jim nimmt den Unmut der Occupy- Bewegung und kombiniert ihn mit einem gewaltsamen Aufschrei gegen das Finanzsystem. Er macht kurzer Hand jagt auf prominente CEOs von der Wall Street und macht schneller Schlagzeilen als sie gelesen werden. Nachdem Jim seinen einstigen Broker zur Rechenschaft zieht, geht er gegen jene Firma vor, die ihm das ganze Schlamassel eingebrockt hat. Das Finale stellt einen Klassenkampf zwischen Reich und Arm dar, in dessen Duell clever gezeigt wird, wie korrupt manche Menschen werden und gegen die Spielregeln verstoßen.
Hauptdarsteller Dominic Purcell zeigt durchwegs eine starke Präsenz und überzeugt mit seiner authentischen Darstellung eines von Misserfolgen gebeutelten Mannes. Die Nebendarsteller haben leider zu wenig Zeit um sich richtig entfalten zu können, punkten allerdings hin und wieder. Dramaturgisch gesehen bietet Assault on Wall Street einen sehr guten Aufbau und eine toll ausgeführte Zuspitzung der Ereignisse hin zum Finale. Der Film zeigt eine andere Sichtweise, wie wir es von berühmten Werken wie Wall Street kennen und wirkt in gewisser Weise sehr erfrischend.
Der Laie wird nicht mit wirtschaftlichem Fachwissen überschüttet und Assault on Wall Street bleibt dadurch leicht verständlich und unterhaltsam. Es passiert ständig etwas und die Handlung läuft dadurch nicht Gefahr langatmig zu werden. Leider macht Uwe Boll jedoch keine Trennung zwischen dem sogenannten „Crony Kapitalismus“, der an Wall Street betrieben wird und „echtem Kapitalismus“, in dem der Staat keine Verbindung zur Wirtschaft hat und keine Bailouts (Anm.: Bailout war auch der ursprüngliche Titel von Assault on Wall Street) gestattet. In einigen Momenten scheint das clevere Schreiben von Uwe Boll durch und macht das Ende zu einem spannenden Finale, welches man auf keinen Fall verpassen sollte.
Regie und Drehbuch: Uwe Boll, Darsteller: Dominic Purcell, Erin Karpluk, Edward Furlong, John Heard, Keith David, Michael Paré, Filmlänge: 95 Minuten, DVD-/Blu-Ray Release: 27.09.2013