Inazuma Eleven GO: Licht & Schatten
Mittlerweile ist es schon eine Weile her, dass Entwickler Level-5 den JRPG-Bereich mit einem Referenztitel nach dem anderen dominierte – Ni no Kuni war da im letzten Jahr leider nur ein Jubiläums-Ausreißer. Mit herausragender Qualität schaffte es der Developer doch spätestens ab der Entwicklung von Dragon Quest VIII für SquareEnix sich einen beachtlichen Namen zu machen.
Doch irgendwie ist in den letzten Jahren die Zielgruppe ein wenig verrutscht – so macht man dieser Tage sein Geld hauptsächlich mit Spielen für eine besonders junge Zielgruppe, ein Beispiel dafür ist die Inazuma Eleven-Reihe, die in Japan mit begleitender Anime-Flut auf dem DS zum großen Erfolg heranreifte. Bei uns trifft die Spielreihe mit Verspätung ein und mit dem Release des ersten echten 3DS-Fußball-RPG-Titels wird es höchste Zeit mal genauer zu betrachten, womit Level-5 so neben Professor Layton seine Zeit verbringt.
Inazuma Eleven GO ist im weitesten Sinne ein Fußball-RPG. Durchlebt wird die Handlung eines typischen Sport-Animes mit einer Gruppe an Schulkindern, denen über eine lange Serie an zwischenmenschlichen Herausforderungen hinweg zum Sieg verholfen wird. Dabei hängt sich die Erzählung leider viel zu stark an fantastischen Konstrukten auf: Von bösen Organisationen, die über Fußball die Welt beherrschen über das Herbeirufen von Fußball-Dämonen geraten interessante Aspekte wie Freundschaft und Taktik eher in den Hintergrund. Allem voran zeichnet sich der Titel aber – wie für den Entwickler üblich – durch seine Produktionsqualitäten aus. Der Soundtrack muss sich nicht hinter Ni no Kuni verstecken, die Animationen sind imposant inszeniert und generell ist die detailreiche Welt ein Augenschmaus. Unverkennbar sind die Charakterdesigns von Akira Toriyama, der über hundert spielbare Charaktere erschaffen hat, die eingesammelt werden können.
Etwas problematisch zeigt sich aber neben der mauen Story leider auch das Gameplay. Auf den ersten Blick geht die Stylus-Steuerung in den Fußballgefechten gut von der Hand, die Spezialattacken sind effektvoll inszeniert und es kommt Stimmung auf. Nach einigen Stunden allerdings stellt sich heraus, dass es dem Spielsystem massiv an Tiefgang fehlt, Spezialattacken sind immer gleich, der Weg zum Tor exakt der selbe und die RPG-Elemente sind beinahe vernachlässigbar. Schlimmer noch: Die Story-Gefechte sind beinahe vollständig geskriptet und der Einfluss des Spielers auf das Geschehen daher beinahe nebensächlich. Nach einigen Stunden bricht der unbestreitbare Charme des Titels also ein und hinterlässt einen relativ bitteren Nachgeschmack.
Ist der Titel dann erst durchgespielt, öffnet sich für den Spieler etwas mehr Spielfreiheit und es können optionale Spiele sowie Multiplayer-Sessions ausprobiert werden. Dass der Hauptteil von Inazuma Eleven GO also eher einem stundenlangen Tutorial gleichkommt, spricht nicht unbedingt für die Spielqualität – insofern entsteht also ein gemischtes Bild. Somit stehen die durchaus beachtlichen Produktionswerte einem etwas schalen Spielerlebnis gegenüber – ein Kauf will dadurch wohl überlegt sein, auch wenn der Zeitpunkt während der aktuellen Fußball-WM sicher kein schlechter ist.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1-4 , Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 13.06.2014, Link zur Homepage