Machete Kills
Machete steht für Metzelei, Meuchelmord und Massaker im großen, trashigen Stil. Dieser Linie ist er auch in seinem jüngsten Leinwandauftritt treu geblieben und hat nichts dazugelernt – außer SMS schreiben. Der mexikanische Draufgänger und Überlebenskünstler hat, nicht zuletzt dank der Ein- bzw. Durchdringlichkeit des namensgebenden Buschmessers, eine steile Karriere hingelegt – vom Fake B-Movie Trailer Star zum Titelhelden von Robert Rodriguez‘ Machete aus 2010. Wenig verwunderlich also, dass der Absturz des stoischen Klingenschwingers nun umso tiefer ausfällt. Eine harte Landung bleibt ihm aber erspart, denn in Machete Kills ist nach unten hin ohnedies alles offen. Eines ist ganz klar, und hoffentlich auch jedem bewusst, der sich den Film zu Gemüte führen möchte: Machete ist Trash in Reinkultur. Da wird gnadenlos überzeichnet, persifliert, ironisiert und gegen so ziemlich jede Regel des „guten Geschmacks“ verstoßen, die man sich nur vorstellen kann.
Die Handlung ist dabei natürlich ebenso hanebüchen wie nebensächlich und daher leicht in einem Satz zusammenfassbar: Der ehemalige Bundesagent Machete (Danny Trejo) wird vom US-Präsidenten (Charlie Sheen, hier als Carlos Estévez gelistet) beauftragt, den psychotischen Schurken Mendez (Damián Bichir) auszuschalten, da dieser einen Atomschlag auf Washington plant und erhält dadurch die Möglichkeit, den Tod seiner Freundin Sartana (Jessica Alba) zu rächen, gerät dabei allerdings dem visionären Superschurken Voz (Mel Gibson) in die Quere und muss sich wie gewohnt durch ganze Reihen von Feinden schnetzeln.
Die aus dem ersten Teil schon bestens bekannten Metzel- und Ballerorgien mit fliegenden Körperteilen, zweckentfremdeten menschlichen Därmen und sonstigen CGI-unterstützten Grauslichkeiten dürfen natürlich auch in Machete Kills nicht fehlen und werden hier noch weiter auf die Spitze getrieben. Gefangene werden keine gemacht und jede(r) schießt hier auf jede(n). Auch zahlreiche klingende Namen und bekannte Gesichter geben sich wieder die Klinke in die Hand und haben sichtlich Spaß daran, bei dem Trashfest mitzuwirken. Da wären beispielsweise Mel Gibson und Charlie Sheen, die sich, einmal als irrer Superschurke, einmal als größenwahnsinnig-erotomanischer US-Präsident, quasi selbst spielen. Auch Cuba Gooding Jr. und Antonio Banderas absolvieren, als zwei Versionen des Auftragskillers und Verwandlungskünstlers Chamaleón, kurze Gastauftritte. Hinter den weiblichen Protagonisten, die natürlich allesamt Machetes Charme erliegen und mit einem Mindestmaß an Bekleidung auskommen müssen – immerhin aber auch schießen und schlitzen dürfen, was das Zeug hält – verbergen sich ebenfalls bekannte Namen wie Michelle Rodriguez, Amber Heard, Sofía Vergara oder Lady Gaga.
So viel zu den guten Nachrichten. Trotz allem Star- und Effektaufgebot will Machete Kills nämlich nie so richtig zünden. Wie mit dem Maschinengewehr werden zwar Gags und Kampfszenen nach der Reihe abgefeuert, Rodriguez trifft aber nie ins Schwarze und liefert stattdessen einen Film ab, der so langweilig und unbeweglich ist, wie Machetes zahlreich niederzustreckenden Kontrahenten.
Wo im ersten Teil noch Anklänge an eine bitterböse Satire auf die US-Einwanderungspolitik herauszulesen waren, fehlt es hier nun gänzlich an Substanz und dem Willen zur Weiterentwicklung. Der Film badet stattdessen in Selbstgenügsamkeit und feiert seine gnadenlose Überhöhung mit Pauken und Trompeten, repetiert und steigert dabei jedoch lediglich schon aus dem ersten Teil Bekanntes, ohne neue Einfälle zu bieten oder seine durchaus nicht unoriginelle Grundidee weiterzudenken. Anarchie und Spaß am absurd Überdrehten sind ja gut und schön, in der ständigen Wiederholung und Überspitzung, die unter Fans wohl auch den Kultstatus von Machete mitbegründen, liegt aber auch die Gefahr, für das restliche Publikum uninteressant zu werden.
Dass sich Machete Kills in den USA als ziemlicher Rohrkrepierer erwies, ist also nicht weiter verwunderlich. Ein großer Erfolg ist dem mexikanischen Raubein auch hierzulande nicht zu prognostizieren. Angesichts dessen und im Hinblick auf die gleich zu Beginn von Machete Kills angedrohte Fortsetzung Machete Kills Again… in Space (?!), sei dem geschätzten Herrn Rodriguez deshalb ein wohlwohlendes „Lass stecken!“ zugeflüstert. Wirklich brauchen tut das nämlich niemand mehr.
Regie: Robert Rodriguez, Drehbuch: Kyle Ward, Darsteller: Danny Trejo, Mel Gibson, Amber Heard, Michelle Rodriguez, Sofía Vergara, Charlie Sheen, Laufzeit: 107 Minuten, Kinostart: 19.12.2013, www.machetekills.de